2012 wurde der Wettbewerb entschieden, bald soll gebaut werden: Seit Monatsanfang liegt in Basel der Bebauungsplan für das Ozeanium öffentlich auf. Mit dem Projekt will der Zoo Basel auf der Heuwaage ein Zentrum für Umweltbildung erstellen, das die Menschen für Naturschutz und Nachhaltigkeit sensibilisiert. Die Architektur dazu stammt von dem Zürcher Büro Boltshauser Architekten, die sich damals im Wettbewerb gegen die Basler Kollegen HHF Architekten und Morger + Dettli Architekten sowie gegen Zaha Hadid Architects durchgesetzt haben.
Das geplante Großaquarium soll auf einem Grundstück direkt bei der Heuwaage und unweit des Zoo-Eingangs am Birsig errichtet werden. Der Siegerentwurf „Seacliff“ von Boltshauser Architekten wurde seit Wettbewerbsentscheidung weiterentwickelt – das daraus resultierende Vorprojekt diente dann als Basis für den nun vorliegenden Bebauungsplan. Von außen relativ solide und zurückhaltend, zeigt sich die Innenwelt als beeindruckende architektonische Inszenierung: Auf 14.000 Quadratmetern Gesamtfläche sollen rund 4.000 Kubikmeter Wasser als Lebensraum für Haie, Rochen, Pinguine, Korallen, Gezeitenzonen- und Mangrovenbewohner entstehen. Eine spiralförmige Rampe erschließt die Wasserwelt.
Nach außen soll das Ozeanium monolithisch und geheimnisvoll erscheinen, „quasi ein Fels in der Brandung“, erläutern die Architekten. Durch die unterirdische Anordnung eines Großteils der Ausstellung konnten Boltshauser Architekten mit dem sichtbaren Baukörper in einer entsprechenden Maßstäblichkeit auf den Ort reagieren – über Auskragungen, leichte Ausrundungen und gezielte Perforation findet das Gebäude seine Bezüge zur Stadt. Nur partiell offenbart der Bau seine Nutzung.
Das räumliche Konzept des Aquariums basiert auf der Idee der kontrollierten Raumabfolge. Jedes Aquarium soll dabei seine eigene Raumgeometrie bekommen. Die Ausstellung präsentiert sich demzufolge als Kontinuum von präzis gefassten Räumen, welche immer wieder zum stillen Verweilen einladen, ohne dabei den Fluss der Ausstellung zu brechen.
Die Architekten versuchen, den Weg durch die Weltmeere mit einer besonderen Materialisierung zu würdigen – ein Schnitt durch einen „Fels in der Brandung“ öffnet die Welt der Meeresbewohner. Gestampfte Lehmwände, mit unterschiedlichen Fels- und Sedimentgesteinen angereichert, thematisieren die Rifflandschaften der Weltmeere. In den Obergeschossen sollen die Innenwände erdnaher formuliert werden, diese entschwinden der Unterwasserwelt. Das gleiche Prinzip übertragen die Architekten auch auf die Fassade, die aber nicht mit Lehm, sondern mit gestampftem Trasskalk ausgeführt wird.
Mit dem Neubau des Ozeaniums soll nicht nur das Besucherangebot des Zoos erweitert werden, es findet auch eine städtebauliche Aufwertung des Gebiets Heuwaage statt. Die geschätzten Baukosten von 100 Millionen Franken sollen durch Spenden gedeckt werden, davon wurden 30 Millionen Franken bereits 2015 zugesichert, weitere 10 Millionen sind kürzlich eingegangen. Der Zoo Basel übernimmt außerdem auch Infrastrukturkosten auf der Bauparzelle von rund 4,2 Millionen Franken. 2019 soll das Ozeanium fertig gestellt sein.
Zum Thema:
www.ozeanium.ch
Zwischen Mensch und Tier:
Ein Essay über die Kulturgeschichte des Zoos in der Baunetzwoche#419
Auf Karte zeigen:
Google Maps