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03.03.2021

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Buchtipp: Kluges Coffee Table Book

Out of the Woods


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Coffee Table Books haben es schwer. Das Wort ist abwertend, es wird gerne verwendet für auffallend dicke Schwarten, die oberflächlich hübsch aussehen, aber jeden Tiefgang vermissen lassen. Wikipedia erklärt das Wort ohne Umschweife als „dekoratives Wohnaccessoire, welches durch seine oft edle Aufmachung als Blickfang dient.“

Aber es gibt eben immer wieder erfreuliche Ausnahmen. Eine davon ist Out of the Woods. Architecture and Interiors Built from Wood. Großformatig, schwer, schicke Bilder von schicken Projekten. Und dann kommt es auch noch vom Berliner Verlag gestalten, gut bekannt für seine Lifestyle-Bücher. Doch lohnt sich hier der genauere Blick. Denn dieses Buch nimmt sein Thema, aktuelle Tendenzen im Holzbau, durchaus ernst. Das spürt man bereits bei der Auswahl der 31 Projekte, die nicht nur um die ganze Welt führt, sondern mit Go Hasegawa, Innauer-Matt Architekten, Pezo von Ellrichshausen oder Olson Kundig einige Büros umfasst, die im Holzbau architektonisch etwas zu sagen haben – und dabei eben auch, aber nicht primär, fotogene Projekte bauen.

Dazwischen eingestreut sind fünf etwas ausführlichere Porträts von Büros wie Oslotre oder dem Berliner Auswanderer-Architekten Alexis Dornier, der ein Büro auf Bali hat, sowie kurze, aber lesenswerte Essays zu verschiedenen Aspekten des Holzbaus: Holzhochhäuser, Holzverbundwerkstoffe, Holz als Gesundheitsaspekt und natürlich Holz als Beitrag zu einer nachhaltigeren Bauwirtschaft im 21. Jahrhundert. Das ist mehr guter Lesestoff als das normale Coffee Table Book sonst bietet.

Gleichzeitig soll kein Missverständnis entstehen: Out of the Woods ist kein Fachbuch. Insgesamt finden sich gerade drei (!) Zeichnungen, von denen zwei absolut entbehrlich sind. Auf die Konstruktionen und Holzsorten wird in den knappen Texten kurz eingegangen. Zudem spricht das Buch zwar von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, zeigt dann aber doch nur Einfamilien- und Wochenendhäuser mit weitem, unverbaubarem Blick in die Natur. Unter all der Exklusivität finden sich genau drei Nachverdichtungsprojekte, zwei in London (von O’Sullivan Skoufoglou und Tikari Works) und eines von LA Shed in Montreal. Holz hin oder her, Beispiele für einen nachhaltigen Lebensstil sind das natürlich nicht. Das Buch sitzt hier in der selbstgestellten Lifestyle-Falle.

Diese beiden Punkte sollte man im Kopf haben. Dann sieht man Out of the Woods als das, was es ist: Ein gut gemachtes Buch über den zeitgenössischen Einfamilienhausbau in Holz, das anregend wirkt wie ein erholsamer Waldspaziergang. Wer die Anregungen vertiefen will, kann sich ja dann weiter umsehen – dass der Spaziergang schön war, muss man ihm jedenfalls nicht vorwerfen.

Text: Florian Heilmeyer


Out of the Woods. Architecture and Interiors Built from Wood
Gestalten Verlag (Hg.)
Englisch
288 Seiten
Gestalten Verlag, Berlin 2020
ISBN
978-3-89955-859-3
39,90 Euro


 
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