Theater mit Blick auf Gibbons, Zebras und Wasservögel. In Frankfurt am Main haben sich Bestrebungen von Politik und Kultur für ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater im Gesellschaftshaus des Zoos Frankfurt weiter konkretisiert. Am 7. Juli fiel die Entscheidung im zugehörigen Architekturwettbewerb – das Berliner Büro Ortner & Ortner Baukunst gewann den ersten Platz.
Die Entwurfsaufgabe – eine Kombination von Zoo und Theater – ist zwar ungewöhnlich, aber in Frankfurt nichts Neues. Tatsächlich beherbergt das Zoogesellschaftshaus aus dem Jahr 1875 bereits seit 74 Jahren das private Fritz Rémond Theater, dessen Zeit im Zoo mit der Umsetzung der aktuellen Planungen allerdings beendet wäre. Vielmehr soll der neue Fokus ganz auf Kindern und Familien liegen. Die Wettbewerbsauslobung sieht neben der dringend notwendigen Sanierung des Bestandsgebäudes mit den Räumlichkeiten von Zooverwaltung und Zooschule eine rückseitige Aufstockung vor, mit der Platz für die neue Nutzung durch ein eigenes Ensemble und ein Kindertheater geschaffen wird. Auch Gruppen der freien Szene soll das Haus künftig offenstehen.
Die Stadt Frankfurt lobte den Wettbewerb im Herbst 2020 als nicht offenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem qualifiziertem Auswahlverfahren aus. 63 Bewerbungen gingen ein, die Jury wählte davon 20 aus, 17 Büros reichten dann einen Entwurf ein. Die Entscheidung des Preisgerichts unter dem Vorsitz der Architektin Anett-Maud Joppien (Dietz-Joppien Architekten, Potsdam) lautet wie folgt:
- 1. Preis: Ortner & Ortner Baukunst (Berlin)
- 2. Preis: Hascher Jehle Assoziierte (Berlin)
- 3. Preis: karlundp (München)
„Die ausgezeichneten Entwürfe haben sich sowohl mit der Geschichte des Hauses auseinandergesetzt als auch mit der besonderen Herausforderung, es zu einem Kinder- und Jugendtheater zu entwickeln“, so die Kulturdezernentin
Ina Hartwig.
Ortner & Ortner Baukunst ergänzen den U-förmigen Bestandsbau in Richtung Zoogelände um einen leichten Holzhybridbau mit vorgelagerter Stahl- und Glasfassade. Der Neubau kontrastiert nicht nur die Massivität des Altbaus, sondern schafft auch einen Übergang zum Freigelände. Die denkmalgeschützte Frontfassade bleibt komplett erhalten, der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Dachaufbau soll rekonstruiert werden. Herzstück des Komplexes bildet ein Theatersaal für bis zu 450 Zuschauer, der in zwei kleinere Säle unterteilt werden kann. Fahrbare Tribünenelemente erlauben eine flexible Gestaltung von Spielflächen und Zuschauerbereichen. Die Architekt*innen hätten die Ziele des offenen Hauses, der Flexibilität und einer angenehmen, kindgerechten Atmosphäre hervorragend umgesetzt, heißt es im Pressetext.
Der Gewinnerentwurf soll nun für die Realisierung ausgearbeitet und optimiert werden. Beispielsweise stieß die komplette Verglasung der Gebäuderückseite hinsichtlich klimatechnischer Aspekte bei der Jury noch auf Besorgnis. Die Beauftragung soll anschließend über ein nachgeschaltetes Verfahren entsprechend der Vergabeverordnung für freiberufliche Dienstleistungen erfolgen. Parallel dazu wird eine solide Bau- und Finanzierungsvorlage erarbeitet. Es wird mit Kosten von 14 Millionen Euro für den Einbau des Theaters und 38 Millionen Euro für die Sanierung des Bestandsbaus gerechnet. Im Koalitionsvertrag des neuen Regierungsbündnisses von Grünen, SPD, FDP und Volt wurde das Kinder- und Jugendtheater bereits Anfang dieses Jahrs festgesetzt. Noch bis zum
Sonntag, 25. Juli 2021 sind alle zum Wettbewerb eingereichten Arbeiten im Foyer des Zoogesellschaftshauses zu sehen.
Text: Ida Rewicki
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reto | 16.07.2021 10:58 UhrGewagt
Ich finde das Konzept gewagt, aber sehr gelungen. Der neue Teil grenzt sich optisch gut ab und wirkt modern. Duirch die eher kleinteilige, vertikale Struktur passt die Fassade aber auch hervorragend zum Bestand. Hätte ich so gar nicht erwartet, aber überzeugt mich ganz spontan.