Ende 1968 wurde in Stuttgart die Zeitschrift ARCH+ gegründet, und seither erscheint sie fast ununterbrochen vierteljährlich. In dieser Zeit – inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert – begegneten ihre wechselnden Macher nicht nur vielen wichtigen Protagonist*innen der jüngeren Architekturgeschichte. Es entstand auch eine Art Ideenarchiv, mit dessen Hilfe sich die Entwicklung und Verbreitung von Innovationen in Städtebau und Architektur nachvollziehen lassen. Seit zwei Jahren beschäftigt sich das Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) unter Leitung von Stephan Trüby an der Universität Stuttgart mit der Rolle, die Architekturzeitschriften bei solchen Prozessen spielen – am Gegenstand der ARCH+. „Innovationsgeschichte im Spiegel der Zeitschrift ARCH+“ nennt sich das Forschungsprojekt, das vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert wurde und dessen Team neben Trüby aus Leo Herrmann und Sandra Oehy bestand.
Den vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Architekur- und Zeitgeschichte ging das Projekt im Rahmen einer umfangreichen Oral History nach, die filmisch dokumentiert wurde. So entstanden zahlreiche Videos mit ehemaligen Redakteur*innen der Zeitschrift wie Philipp Oswalt, Angelika Schnell, Helga Fassbinder und natürlich Mitherausgeber Nikolaus Kuhnert sowie dem aktuellen Chefredakteur Anh-Linh Ngo. Es wurden darüber hinaus aber auch Gespräche mit Akteur*innen aus dem Umfeld der Zeitschrift wie Matthias Sauerbruch, Louisa Hutton oder Jacques Herzog geführt.
Erste Ergebnisse des Projekts werden heute Abend ab 20 Uhr in einem Austausch des Forschungsteams mit Karin Wilhelm, Georg Vrachliotis, Christa Kamleithner und Anh-Linh Ngo diskutiert. Das Gespräch – eine Kooperation von ARCH+ features und Stuttgart Talks on Architecture (SToA) – wird online auf K1-TV zu sehen sein. Darüber hinaus wird demnächst unter www.dokumentederarchitektur.de auch eine von Matthias Görlich und Marcel Strauß gestaltete Webseite online gehen, die die Videos ergänzende Essays versammelt. Quasi als Vorfilm präsentiert das IGmA um 17 Uhr mit „Joedicke in Japan“ (1974) eine historische Reisedokumentation, die um ein aktuelles Interview mit Manfred Speidel ergänzt wurde – ebenfalls zu sehen auf K1-TV. (sb)
Gespräch: 22. Juli 2021, 20 Uhr
Link: www.k1tv.watch
Der Forschungsbericht ist unter www.bbsr.bund.de abrufbar.