RSS NEWSLETTER

https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Olympia-Turm_zu_Bueros_umgebaut_7121969.html

11.02.2020

Zurück zur Meldung

Beton fürs Business in Montreal

Olympia-Turm zu Büros umgebaut


Meldung einblenden

Es gibt Projekte, die klingen im ersten Moment ziemlich unwahrscheinlich. Der Turm eines Olympiastadions verwandelt sich in ein Bürogebäude mit knapp 15.000 Quadratmetern Geschossfläche? Eher nicht. Oder eben doch, wie kürzlich in Montreal geschehen. Das dortige Stadion wurde vom 2019 verstorbenen, französischen Architekten Roger Taillibert für die Sommerspiele 1976 entworfen. Der schiefe Betonturm, der in seiner Skulpturalität Entwürfe von Zaha Hadid vorwegnimmt, sollte sowohl als Wahrzeichen und Aussichtsplattform – erreichbar über eine Standseilbahn im Grat des Schafts – als auch als Mast für ein flexibel aufspannbares Zeltdach dienen.

Im Inneren entstanden ein olympisches Schwimmzentrum im Sockel und zwölf Stockwerke stützenfreier Raum, der von verschiedenen Sportverbänden genutzt werden sollte. Soweit kam es allerdings nicht, denn erst in den späten 1980er-Jahren wurde der Turm komplett fertiggestellt. Die Innenräume verblieben allerdings im – ziemlich beeindruckenden – Rohbauzustand und das Dach wurde aufgrund von technischen Problemen schon bald dauerhaft fixiert. Der bei Bürgern und Touristen beliebte Turm wurde damit unfreiwillig auch zum Symbol eines fehlgeleiteten Fortschrittsglaubens.

Seit einigen Jahren kommt nun allerdings wieder Bewegung in die Sache. Nicht nur werden aktuell Gebote für ein neues, möglicherweise wieder bewegliches Dach geprüft. Sondern es gehen seit Kurzem auch knapp 1.000 Mitarbeiter*innen einer großen Genossenschaftsbank im Turm ihrer Arbeit nach. Sieben der zwölf Stockwerke im Schaft wurden nämlich vom Büro Provencher_Roy (Montreal) in eine gediegene Bürolandschaft verwandelt. Die lebt vom erstaunlichen Kontrast zwischen profaner Nutzung und monumentaler Betonstruktur. Einen Großteil der ursprünglichen Betonverkleidung mussten die Architekten dabei sogar noch entfernen, um mit einer Glasfassade die Belichtung der extrem tiefen Grundrisse zu verbessern. Trotzdem gibt es immer wieder einzigartige räumliche Situationen, die sich höhlenartig teils über mehrere Stockwerke ziehen. Der Austausch der Fassade war auch in technischer Hinsicht eine große Herausforderung, weil die Wechselwirkungen der Tragstruktur selbst mit aufwändigen Computermodellen nur schwer absehbar waren.

Die neuen Büroräume werden vor allem vom Call Center und verschiedenen informationstechnischen Abteilungen des alteingesessenen Bankunternehmens genutzt. Ein gewisses Start-up-Feeling mit vielen offenen Arbeitsbereichen war darum von Anfang an gewünscht. Zum Programm gehören neben einem Auditorium, einer Kantine mit 400 Plätzen und einem Wellnesszentrum zahllose kleinere Konferenzräume und „kollaborative Wohnzimmer“ – die Loungebereiche und Kaffee-Ecken noch gar nicht mitgezählt. Die Umbauarbeiten benötigten mehrere Jahre und kosteten laut der Immobilien-Webseite Renx knapp 100 Millionen Euro. Eingemietet hat sich das Unternehmen dafür aber auch gleich für anderthalb Jahrzehnte. (sb)

Fotos: Stéphane Brügger


Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
BauNetz-Maps


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Cerberus | 12.02.2020 13:02 Uhr

Klasse!

Ich habe hier schon lange nicht mehr ein so geniales Projekt gesehen. Es sollte der Abriss- und Neubaufraktion ein Beispiel sein.

2

Mute | 12.02.2020 10:04 Uhr

Begeisternd

Absolut umwerfend!

By the way: Eine solch skulpturale Qualität haben die Bauten Zaha Hadids m.E. nie erreicht.

1

Tina Kuzac | 12.02.2020 08:29 Uhr

So geht

Transformation - bin begeistert!

 
Mein Kommentar
Name*:
Betreff*:
Kommentar*:
E-Mail*:

(wird nicht veröffentlicht)

Zur Durchführung dieses Service werden Ihre Daten gespeichert. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben! Näheres erläutern die Hinweise zum Datenschutz.


Die Eingabe einer E-Mail-Adresse ist zwingend, um einen Kommentar veröffentlichen zu können. Die E-Mail ist jedoch nur durch die Redaktion einsehbar und wird nicht veröffentlicht!


Ihre Kommentare werden nicht sofort veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Regeln.




Alle Meldungen

<

11.02.2020

Zacken und Kurve im Park

Besucherzentrum bei Arnhem von Monadnock und De Zwarte Hond

11.02.2020

3D-gedrucktes Raumfachwerk

Pavillon von AirLab in Singapur

>
baunetz CAMPUS
Learning from Grabs
baunetz interior|design
Große Freiheit auf kleiner Fläche
Baunetz Architekt*innen
KRESINGS
Stellenmarkt
Neue Perspektive?
vgwort