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07.08.2017
Provokationen auf den Tisch legen
Okwui Enwezor über Chipperfields Pläne im Haus der Kunst
Seitdem David Chipperfield Architects im Jahr 2013 mit der Grundinstandsetzung des Hauses der Kunst in München beauftragt wurden, wird diskutiert. Vor allem um den richtigen Umgang mit dem Bauwerk, das von Paul Ludwig Troost entworfen und 1937 als repräsentativer Monumentalbau des sogenannten Dritten Reichs eingeweiht worden war. Für Aufregung sorgt unter anderem die Tatsache, dass die Architekten vorschlagen, die Baumallee vor dem Eingang zu fällen.
„Offen gesagt, interessieren mich die Bäume gar nicht so sehr“, sagte nun der Direktor des Hauses der Kunst Okwui Enwezor in einem von der FAZ am Samstag veröffentlichten Interview. Man könne nicht in eine wichtige Diskussion eintreten, ohne zuerst ein paar heilige Kühe zu schlachten. Der Vorschlag, die Bäume zu fällen, mache es möglich, über Unaussprechliches zu sprechen. Es sei geradezu eine Pflicht des Architekten, auch Provokationen auf den Tisch zu legen, so Enwezor.
„Wenn Sie Chipperfields Vorschlag für die Universalbühne ansehen, werden Sie merken: Wir wollen nichts Spektakuläres, sondern im Gegenteil das Anti-Spektakuläre.“ An architektonischen Gesten wie einer Spaltung des Hauses in zwei Teile sei er nicht interessiert, denn sie seien „zu offensichtlich“ und wirkten „rasch lächerlich“.
Anlässlich der Entscheidung des Aufsichtsrates, einen zweiten Geschäftsführer für das Haus der Kunst zu installieren, äußerte sich der Direktor im Gespräch mit der FAZ auch über die finanzielle Lage des Hauses sowie über die geplante inhaltliche Neuausrichtung nach der Instandsetzung. Enwezor erklärte, er wolle einen Raum der Kultur mitten in München schaffen. In der Stadt fehle Raum für experimentellere Formate, für Theatergruppen und Musikensembles, für Debatten und Diskussionen. Für ihn stelle sich die Frage: Wie nutzt man ein so gigantisches Gebäude in produktiver Weise, so dass die Neugier des Münchner Publikums stimuliert wird? Man könne ein solches Haus nicht renovieren und dann das tun, was man schon immer gemacht hat, sagte er.
Anfang Juli hat das Haus der Kunst dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst eine Ergänzung zum Bauantrag vom März 2010 vorgelegt. Die Ergänzung der noch vom damaligen Direktor Chris Dercon formulierten Aufgabenstellung berücksichtigt die inhaltliche Neuausrichtung der Institution unter Okwui Enwezor sowie Erkenntnisse aus den planungsvorbereitenden Studien von David Chipperfield Architects und der Machbarkeitsstudie der auf kulturelle Institutionen spezialisierten Beratungsgesellschaft AEA Consulting. Eine Bestätigung des Bauantrags inklusive eines aktualisierten Termin- und Kostenrahmens wird im Frühherbst 2017 erwartet, heißt es aus der Pressestelle des Hauses der Kunst. (fm)
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