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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Offener_Brief_zur_Sanierung_des_Mainzer_Rathauses_von_Arne_Jacobsen_7382276.html

31.08.2020

Planung auf Augenhöhe

Offener Brief zur Sanierung des Mainzer Rathauses von Arne Jacobsen


Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz könnte eigentlich stolz sein auf ihr Rathaus. Der Bau des Dänen Arne Jacobsen von 1968–73 zählt zu den wichtigen Beispielen der (späten) Nachkriegsarchitektur in Deutschland. Der weite, erhöht über dem Rheinufer liegende Vorplatz bietet eine ganz eigene Atmosphäre in direkter Nachbarschaft zur Altstadt mit ihren Marktplätzen und Fachwerkhäusern. Vom städtebaulichen Gefüge über die Fassade bis hin zu einzelnen Details wie Einbauschränken, modularen Stellwänden, Stühlen, Leuchten und Wanduhren schuf Jacobsen zusammen mit dem inzwischen 90-jährigen Otto Weitling ein Gesamtkunstwerk, das bis heute erlebbar ist.

Seit Jahren wird nun bereits über die Zukunft des Gebäudes gestritten. Stets stand dabei auch immer wieder die Frage im Raum: Sanierung oder Abriss? Nachdem sich der Mainzer Stadtrat im Februar 2018 zur Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses durchringen konnte, gibt es nun erneut Kritik. Die Initiative die betonisten, die sich seit Jahren für den Erhalt und eine denkmalgerechte Sanierung einsetzt, hat deshalb einen offenen Brief (hier als PDF herunterzuladen) an den Oberbürgermeister Michael Ebling verfasst.

In dem Brief wird bemängelt, dass die Stadtspitze und das Planungsbüro agn Niederberghaus & Partner die Sanierungspläne hinter verschlossenen Türen und mit unzureichender Einbeziehung der Landesdenkmalpflege erarbeiten. Die Verfasser*innen befürchten, dass das Gesamtkunstwerk in erheblichen Maße bedroht ist. Sie fordern deshalb kontinuierliche, öffentliche Präsentationen über den geplanten Umgang mit dem bauzeitlichen Interieur und die angedachten Lösungsansätze sowie eine dem Kulturdenkmal wohlgesonnene Abwicklung des Planungsprozesses, die eine Zusammenarbeit aller Akteure auf Augenhöhe garantiert – insbesondere der Denkmalpflege, interdisziplinärer Expert*innen der Architektur- und Stadtgeschichte sowie Stimmen der Bürgerschaft.

Die Sache ist für die Verfasser*innen auch deswegen dringlich, da ihnen zufolge im Fall von Mehrkosten immer noch der Verkauf des denkmalgeschützten Rathauses droht – und damit wohl der Untergang eines architektonisch herausragenden, demokratischen Symbols der Nachkriegszeit. (stu)

Fotos: die betonisten


Zum Thema:

www.diebetonisten.de


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