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19.09.2022

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Initiative für ein Abrissmoratorium

Offener Brief an Klara Geywitz gestartet


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Geht es um den Beitrag des Bauens und Planens zum Klimawandel sind die Zahlen alarmierend. Dass ein Report der Vereinten Nationen dem Bausektor rund 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen zuschreibt, sollte die Branche ins radikale Handeln bringen. Doch jenseits von Absichtserklärungen und Schönrechnerei passiert noch viel zu wenig – das meiste Geld lässt sich dann eben doch auf die althergebrachte Weise, mit klassischem Neubau verdienen.

Dass strengere Vorgaben der Politik bei der Bauwende eine entscheidende Rolle spielen, unterstreicht nun ein offener Brief an Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), der heute Vormittag veröffentlicht wurde. Darin fordern rund 170 Erstunterzeichner*innen ein Abrissmoratorium. „Statt Abriss und Neubau“, so heißt es darin, „stehen wir für Erhalt, Sanierung, Umbau und Weiterbauen im Bestand. Jeder Abriss bedarf einer Genehmigung unter der Maßgabe des Gemeinwohls, also der Prüfung der sozialen und ökologischen Umweltwirkungen.“

Erhalten, so heißt es in dem Brief weiter, dürfe sich nicht auf einen kleinen Teil von repräsentativen Denkmälern beschränken, sondern müsse den gesamten Baubestand umfassen. Die Zerstörung und der Abtransport von brauchbarem Baumaterial auf die Deponie sei nicht mehr zeitgemäß. Die Politik müsse daher klare Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel Vorgaben, die den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden in deren ökologische Bewertung einbeziehen. Dies müsse zum Standard in Genehmigungsprozessen werden, was wiederum den Erhalt von Gebäuden erleichtern und ökonomisch attraktiver machen würde.

Begleitend zum offenen Brief wurde eine Webseite lanciert. Ein Glossar erklärt Begriffe wie Moratorium, Leerstand oder Lebenszyklusanalyse und führt Argumente und Fakten auf. Zum Beispiel, dass der Gebäudesektor 2021 zum zweiten Mal in Folge sein Emissionsminderungsziel verfehlt hat, oder dass in Deutschland jedes Jahr 230 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle entstehen, was 55 Prozent des gesamten deutschen Abfalls ausmacht.

Zu den Erstunterzeichner*innen gehören Gruppen wie Architects for Future und die Deutsche Umwelthilfe ebenso wie die Architektenkammern Bremen und Berlin, der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA und der Deutsche Werkbund Berlin. Auffällig ist die vergleichsweise große Zahl an Namen von Hochschulangehörigen, Namen aus den großen deutschen Büros sind (bisher) kaum vertreten. Initiiert wurde das Moratorium von Alexander Stumm (Uni Kassel, Redaktion Bauwelt, BTU Cottbus-Senftenberg), ehemals Redakteur bei BauNetz.

Das Abrissmoratorium steht in einer Reihe von Maßnahmen für die Bauwende, wie sie die Initiativen der MusterUMbauordnung von Architects for Future, der Charta von Rom von Bauhaus Erde, dem Haus der Erde des BDA und andere formuliert haben. Das langfristige Ziel des Moratoriums ist ein Erhalt- und Umbaugebot für Bestandsbauten. (fm)


Zum Thema:

abrissmoratorium.de

Eine Veranstaltungsreihe in mehreren Städten zum Umgang mit dem Baubestand ist in Planung. Die Termine werden in Kürze auf der Webseite bekannt gegeben.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

Roman | 20.09.2022 10:39 Uhr

Interessant

Interessant wird die Antwort von Frau Klara Geywitz, wenn überhaupt eine kommt :)

2

Max | 20.09.2022 09:10 Uhr

Immer wieder falsch zitiert

So richtig das Anliegen, so falsch wird immer wieder der Bericht der Vereinten Nationen zitiert. Dort ist explicit vom "building & construction sector" die Rede, also vom Bau- und Gebäudesektor. Das bedeutet, dass in diesen Zahlen von 2021 der Betrieb von Gebäuden in den 37% (nicht 40%) eingepreist ist (Abriss vielleicht sogar auch?). Der Bausektor hat dabei einen Anteil von 10% der Emissionen. Das ist dann schon ein Unterschied.
Auf jeden Fall trotzdem gut, dass hier weiter Druck gemacht wird und irgendwie wenig verwunderlich, dass große Büros nicht medienwirksam mitmachen.

1

Hinrich Schoppe | 19.09.2022 17:04 Uhr

Überfällig

Wurde Zeit.
Erst vorige Woche wurde ein Bauunternehmer belächelt der vorschlug, man könne bei einer Sanierung von Außentreppe und Terrasse einer Schule die vorhandenen Oberflächenmaterialien wieder verwenden.
Hut ab vor der Firma und eine Ohrfeige denen die lachen.
Wird Zeit.
Danke.

 
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Aus der künstlerischen Arbeit „Neustadt“ (2021) von Julius von Bismarck und Marta Dyachenko auf dem Emscherkunstweg

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