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18.06.2015
Individueller Standard
Obdachlosenheim in Wien
Wenn die „Herrschaftsnormen der Gesellschaft im Alltag nicht mehr zu bewältigen sind“ heißt es in der Pressemitteilung von pool Architektur, und „feste Ankerpunkte des Lebens ins Wanken geraten, dann kommt dem Wohnen eine besondere Bedeutung zu“. Was hochtrabend formuliert ist, hat in der Tat mit einem schweren Thema zu tun: der Obdachlosigkeit. Das Wiener Büro hat für die Organisation neunerhaus ein Wohnheim für Menschen errichtet, die keine feste Unterkunft mehr haben. Am 22. Juni 2015 wird die neue soziale Einrichtung in Wien eröffnet.
Von außen gliedert sich der grau verputzte Neubau in die klassische Wiener Blockrandbebauung ein. Einzig das Dach mit seinen Erkern und die in die Außenwand sinkenden, weißen Fensterlaibungen geben dem Neubau eine ungewöhnliche Erscheinung im recht uniformierten Wiener Straßenbild.
Auf sieben Geschossen bringen die Architekten einen medizinischen Versorgungsbereich, Büroräume sowie 73 Wohneinheiten unter. In den unteren Etagen sind die öffentlichen Zonen, während in den oberen Stockwerken die privaten eingerichtet sind. Alle Bereiche sind über lichte Gemeinschaftsräume miteinander verbunden. Vom Treppenhaus erstrecken sich offene Flure, die auf jeder Etage variieren.
Ebenso wie die Erschließungswege stets anders verlaufen, sind auch die Wohneinheiten unterschiedlich gestaltet. Trotz standardisierter Grundausstattung – Küche, Schrank, Bett und Garderobe basieren durchgehend auf Grundmodulen – hat pool unterschiedliche Wohntypen in dem Heim integriert. Gänzlich dem Standard unterordnen sollen sich die Bewohner jedoch nicht: Raum für Aneignung ist gegeben, eigene Möbel dürfen mitgebracht werden. (sj)
Fotos: Hertha Hurnaus
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