Eine riesige, auf dem Kopf stehende Pyramide, verkleidet mit Spiegelfolie, in der sich der rote Teppich, das Schweizer Kreuz und auch die Besucher spiegeln. Belles Vues. Zu deutsch: Schöne Aussichten – so ist der extravagante Pavillon-Entwurf vom Zürcher Architekturbüro OOS zusammen mit dem Szenographie Atelier Bellprat Partner und Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau überschrieben. Die Wahl für den Entwurf fiel über eine Ausschreibung, zu der neben OOS auch HHF architekten (Basel), Holzer Kobler Architekturen (Zürich) und müller verdan architekten (Zürich) ein Grobkonzept, ein Budget für die Planung sowie ein Konzept für den Bau und den Rückbau von Pavillon und Ausstellung eingereicht haben.
Der Entwurf für den Schweizer Auftritt auf der EXPO 2020 in Dubai spielt mit einer Konstruktion aus Gerüstelementen und Textilien auf temporäre Zeltbauten der Beduinen an. Entsprechend einfach soll der Pavillon auf- und wieder abzubauen sein – eine Umsetzung des EXPO-Themas Nachhaltigkeit. Gleichzeitig wollen die Architekten ein typisches Bild der Schweiz mit Matterhorn, Eiger und Dufourspitze vermitteln.
Anders als 2015 präsentiert sich die Schweiz in Dubai glänzend statt grau. Ging auf der Mailänder EXPO Inhalt vor Form, steht bei der ersten Weltausstellung in einem arabischen und muslimischen Land klassisches Standortmarketing im Vordergrund. 182 Teilnehmerländer werden ab dem 20. Oktober 2020 erwartet, wo sich alles um das Motto „Connecting Minds, Creating the Future“ und die drei Unterthemen Mobilität, Nachhaltigkeit und Chancen drehen soll.
Umgesetzt haben OOS das in Form einer Wanderung, auf der die Besucher Schweizer Werte mit allen Sinnen erleben. Der Weg ist in drei Akte unterteilt, jeder Akt ein Kernthema: "typisch schweizerisch", "entdecke Chancen und Möglichkeiten" und eben "Connecting Minds - Creating the Future".
Den Auftakt bildet der Eingangsbereich mit seiner riesigen trichterförmigen und verspiegelten Front. Der knallig rote Teppich mit dem Schweizer Kreuz macht den Pavillon weithin sichtbar. „Hier rollt die Schweiz der Welt den roten Teppich aus“, heißt es von den Architekten. Gleichzeitig gestalten die Besucher in der Warteschlange durch ihre Anwesenheit das Spiegelbild mit. Schöne Aussichten Teil eins.
Nach der verspiegelten Teppichwelt werden die Besucher durch ein Nadelöhr in Form einer Kristallhöhle in den eigentlichen Ausstellungsraum geführt. Ein abgedunkelter Raum, typische Klänge der Schweizer Bergwelt und ein spektakuläres Bergpanorama erwartet sie. Im Zeitraffer erleben die Gäste anhand einer multimedialen Show, wie die Alpenlandschaft in sechs Minuten Tag und Nacht sowie die vier Jahreszeiten durchläuft. Der dritte Akt bildet den Übergang zur virtuellen Ebene und ist gleichzeitig Ausgang des Pavillons.
„Der Auftritt stellt eine Chance dar, Stärken der Schweiz wie ihre Innovationskraft, ihre Forschungskapazitäten und ihr qualitativ hochstehendes Bildungsangebot einem internationalen Publikum vorzustellen“, heißt es dazu von der Schweizer Regierung. Trotzdem wurde das Budget im Vergleich zur Ausstellung 2015 von 24 auf 14,84 Millionen Franken kräftig zusammengestrichen. Die Kosten für den Pavillon blieben mit 7,5 Millionen Franken jedoch gleich. (kat)
Visualisierung: space communication
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