Die neue Suvela-Kapelle im westlich von Helsinki gelegenen Espoo ist als Bauaufgabe wie für das Office for Peripheral Architecture (Seinäjoki/Helsinki) gemacht: Das Büro, das sich explizit den Formen des „Dazwischen“ widmet, entwirft einen Sakralbau, der gleichzeitig vielfältigen profanen Aktivitäten Raum bietet. Der soll religionsübergreifend funktionieren. In einem Vorort. Die multikulturelle Nachbarschaft ansprechend. Identität stiftend. Kein Wunder also, dass OOPEAA-Gründer Anssi Lassila das Projekt zur Chefsache gemacht hat.
Durch die langen, dunklen Winter kommen öffentlichen Bauten in Finnland eine Schlüsselrolle als Treffpunkte und Aufenthaltsräume zu – das jedenfalls ist die Tradition, auf die sich OOPEAA beziehen. Den Anwohnern bietet die Kapelle darum ein kunterbuntes Programm: Ein offener Kindergarten mit Tages- und Nachmittagsangebot, Jugend- und Proberäume, Vereinszimmer, Räumlichkeiten für Volksküche und soziale Beratung und eigene Bereiche für die Mitarbeiter – alles ist da und auch von außen durch die unterschiedlich hohen Abschnitte des U-förmig um einen Innenhof herum organisierten Bauvolumens ablesbar. Die einzigen wirklich mehrgeschossigen Gebäudeteile sind dabei die Kapelle selbst und ihr ausgelagerter, den Eingang zum Patio markierender Glockenturm.
Die Kupferhülle der Anlage, die sich an einer Gebäudeecke dreimal so hoch wie der Eingangsbereich auftürmt, vereint – ästhetisch gesehen – alle Funktionen des aufgegliederten Ensembles unter einem Dach. Das in dieser Form – viel Fläche, wenig Volumen – eher selten Verwendung findende Kupfermaterial wählte Lassila nach eigener Aussage aufgrund seiner Nachhaltigkeit, aber auch ob seines dauerhaft ephemeren Zustands, der sich aus der Patinaentwicklung des Metalls ergibt.
Auch im Innenraum der Kapelle bleiben OOPEAA ihrer Idee des „sowohl als auch“ treu und schaffen selbst mit dem in Finnland weit verbreiteten, eher profanen Fichtenholz einen transzendentalen Raum: Durch ein Fenster im höchsten Teil des Daches fällt das Tageslicht ein und lässt die lamellenartige Wandverkleidung samt dem neonpastellenem Altar-Fensterbild, das trotz seiner eindeutig christlichen Ikonografie eher poppig wirkt, beschwörend flimmern.
Für die Gestaltung der Kapelle in Suvela, die auch für den Mies van der Rohe Award 2017 nominiert ist, erhielten OOPEAA und Goldfinger-Preisträger Anssi Lassila letztes Jahr den American Architecture Prize der Kategorie „Institutional Design“ – nicht in Kupfer, dafür in Bronze. (kms)
Fotos: Mika Huisman, Marc Goodwin / archmospheres.com
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thomas b | 16.01.2017 09:22 Uhrschade drum
schade um das wertvolle material