Reinier de Graaf und Ippolito Pestellini Laparelli von OMA (Rotterdam) haben zusammen mit dem Mailänder Büro Laboratorio Permanente den Wettbewerb für die Neuentwicklung von zwei stillgelegten Bahntrassen in Mailand gewonnen. Und sich damit gegen Büros wie Baukuh (Mailand), Arup (Mailand), Grimshaw (London) und Kengo Kuma (Paris) durchgesetzt. Agenti Climatici heißt ihr Entwurf, der zwei Areale umfasst: Scalo Farini, einen Güterbahnhof nahe der Station Porta Garibaldi im Norden Mailands und das Gebiet San Cristoforo im hippen Südwesten der Stadt, unweit der Città delle Culture von David Chipperfield.
Für beide Areale sieht der Masterplan nur wenige Neubauten, dafür aber ausgedehnte Parkanlagen vor. Denn der Fokus liegt auf den klimatischen und atmosphärischen Aspekten des Stadtraums. Schließlich haben sich laut Pestellini Laparelli vor dem Hintergrund fortschreitender Umweltveränderungen die Prioritäten von Architektur verschoben: „Die wertvollste Währung ist nicht mehr das Gebaute, sondern die klimatischen Bedingungen, die die Städte ihren Bürgern bieten und gewährleisten können.“ Die beiden Parks sollen deshalb auf unterschiedliche Weise als ökologische Filter fungieren.
Der als als „grüne Zone“ bezeichnete Park Farini soll – in den kommenden Jahrzehnten stufenweise ausgebaut – dank dichter Vegetation künftig von Südwesten kommende Winde abkühlen und die Luft in der Umgebung reinigen. Mit wechselnden Baum- und Pflanzensorten entstehen zudem verschiedene mikroklimatische Zonen. Unterstützung holte sich das Projektteam übrigens von Philippe Rahm Architectes (Paris), der für seine klimaspezifischen Rauminstallationen bekannt ist.
Bis auf eine langgestreckte, multifunktionale Konstruktion mit Giebeldach im Park Farini sollen Gebäude lediglich an den Randzonen Platz finden. Wie diese aussehen, machen die Architekten von zukünftigen politischen Entscheidungen Italiens abhängig – in Mailand als global bedeutender Stadt könnten Wolkenkratzer entstehen, während ein möglicher „Italexit“ die bauliche Entwicklung bremsen würde. In jedem Fall bleiben die Zufahrtsgleise zum Kopfbahnhof Garibaldi aktiv. Zwei neue Fußgängerbrücken sorgen deshalb für eine adäquate Anbindung an das südlich gelegene Stadtzentrum.
Der Park San Cristoforo bildet die aufs Thema Wasser ausgerichtete, „blaue Zone“. Hier sorgt ein langgestrecktes Bassin für die Reinigung des Grundwassers und schafft entlang der Bahngleise eine vom Wasser geprägte Landschaft. Mit Wasserpflanzen bestückte Bereiche sollen wie natürliche Siebe schädliche Stoffe aus dem Wasser filtern und die Anwohner*innen zum Baden und Wassersport einladen. Organisiert worden war der Wettbewerb von den öffentlichen Verkehrsbetrieben Ferrovie dello Stato in Zusammenarbeit mit der Stadt Mailand, der Region Lombardei und dem Bauherrn Coima SGR. (stu)
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