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01.11.2021
Strukturalistische Karawanserei
OMA planen Medizin-Zentrum in Doha
OMA (Rotterdam) wird zusammen mit dem Ingenieurbüro Buro Happold den Al Daayan Health District in Doha errichten. Das Projekt umfasst ein tertiäres Lehrkrankenhaus, ein Frauen- und Kinderkrankenhaus sowie ein ambulantes Diagnosezentrum mit einer Gesamtkapazität von 1.400 Betten und soll dank einem hohen Grad an Modularität und Automatisierung die Typologie neu denken. Als weitere Expertise holte man sich dafür die Klinikspezialisten Henning Larsen Architects (Kopenhagen) und Dutch Healthcare Architects (Rotterdam) mit an Bord. Die Integration zahlreicher weiterer Funktionen soll einen hohen Grad an Autonomie gewähren. Die Landschaftsgestaltung übernimmt Michel Desvigne Paysagiste (Paris). Das insgesamt 1,3 Millionen Quadratmeter große Areal befindet sich zwischen dem Stadtteil Lusail City im Norden von Doha und der Qatar University.
Das Krankenhaus ist ein zweistöckiges Gebäude und nimmt allein 629.000 Quadratmeter ein. Der Entwurf zeigt ein strenges Raster, welches insgesamt 30 quadratische Innenhöfe bildet. Innenliegende Korridore führen im Erdgeschoss zu den Patient*innenzimmern, von wo Blicke auf den Kreuzgang und den Innenhof möglich sind. Der größte Teil des Aufenthalts wird sich also ebenerdig und barrierefrei abspielen. Jeder Korridor ist in seiner Mitte unterbrochen und bietet einen schnellen Zugang nach draußen. Hier sollen „großzügige Gärten“ warten, wobei in mehr als der Hälfte der Innenhöfe zusätzliche zweistöckige Kubaturen eingefügt sind. In der oberen Etage befinden sich die diversen klinischen Einrichtungen.
Die modularen Einheiten sollen laut Architekt*innen bei minimaler Unterbrechung der laufenden Prozesse erweiterbar sein. Der projektverantwortliche OMA-Partner Reinier de Graaf betrachtet das Krankenhaus „als eine Art Gebäude, das sich ständig im Bau befindet, als einen Organismus, bei dem Raum und Zeit gleichermaßen berücksichtigt werden müssen.“ Ähnliche Konzepte waren freilich schon bei den Strukturalisten der 1960er Jahre beliebt – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Angesichts jüngster pandemischer Entwicklungen, aber auch ob medizinischer Innovationen soll die „unbekannte Zukunft des Krankenhauses selbst umarmt“ werden, wie Sean Madden vom Auftraggeber Hamad Medical Corporation meint.
Für die Gestaltung der Fassaden wie auch der Gewölbezonen der Kreuzgänge soll im großen Stil 3D-Drucktechnologie zur Anwendung kommen, wodurch vielfältige ornamentale Variationen möglich sind. Nach außen hin gibt sich der rechteckige Block jedoch wenig erweiterbar. Die langen, einfach gegliederten Außenwände erinnern eher an Karawansereien, die in der Wüste gelegenen traditionellen Handelsherbergen mit Schutzfunktion.
Neben dem eigentlichen Krankenhausgebäude wird auf dem Grundstück eine „Hightech-Farm“ für Lebensmittel und medizinische Pflanzen errichtet, die für die lokale Produktion von Medikamenten genutzt werden sollen. Weiterhin sorgt ein eigenes Logistikzentrum sowie eine in konzentrischen Kreisen errichtete Solarfarm für eine weitgehende Autonomie des Viertels. Alle unterstützenden Einrichtungen sind durch ein automatisiertes unterirdisches Kreislaufsystem mit den Krankenhäusern verbunden. (stu)
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Kommentare:
Kommentar (1) lesen / Meldung kommentieren
Das Krankenhausgebäude des Al Daayan Health District in Doha gibt sich nach außen hin hermetisch.
Neben Krankenhaus finden sich auch eine „Hightech-Farm“, ein Logistikzentrum und ein Solarkraftwerk auf dem Grundstück.
Bei den Gewölben der Kreuzgänge soll dank 3D-Druckverfahren variantenreiche Ornamentik entstehen.
Die Grundrisszeichnungen sind selbst als ornamentale Muster gestaltet.
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