Eine Universität geht in den Untergrund: Seit 1946 existiert die im Seouler Bezirk Hongdae beheimatete Hongik University, deren Stammcampus sich über die Hänge des Berges Wau erstreckt. Für eine dringend notwendige Erweiterung konnte die private Bildungseinrichtung nun ein bisher ungenutztes Areal am Fuß des Berges sichern.
Statt das Grundstück jedoch mit Hochbauten vollzustellen, soll ein unterirdischer Komplex entstehen, dessen Dach Raum für Aneignung bietet. Letztere sei nämlich laut des entwurfsverantwortlichen Teams von OMA Teil der DNA der Universität. Deren Sozialleben entfalte sich aufgrund der beengten Hügellage schon lange in kreativ genutzten Zwischenräumen. Das Ergebnis lässt teils an M.C. Escher denken, mit zahllosen Treppen und Rampen, die sich scheinbar willkürlich zu überlagern scheinen. Unterstützt wird OMA (u.a. Rotterdam und Hongkong) von der ortsansässigen dA Architecture Group.
Man muss die von OMA geteilten Bilder genau studieren, um den Umfang des Projekts zu erkennen. Die Architekt*innen zeichnen eine Art begrüntes Plateau zwischen den Bestand, das sie dann mit Einschnitten und Terrassierungen traktieren. Zu erkennen sind eine breite Freitreppe, eine Art Amphitheater, Lichthöfe und gerade Achsen, die das rechteckige Grundstück überqueren.
Unter dem Plateau entwickelt sich das Projekt massiv in den Untergrund. Die Erweiterung umfasst Hightech-Labore, Makerspaces, ein Kunstzentrum, Lernbereiche und Freizeiteinrichtungen für die Studierenden. Neben dem Untergrundkomplex sind außerdem noch zwei oberirdische Volumen zu erkennen, die den Bestand zu einer Art kesselartigen Raumsituation mit der tiefergelegenen Erweiterung im Zentrum vervollständigen. An der Schnittstelle zum angrenzenden Viertel sind öffentliche Angebote angesiedelt.
Das Projekt geht zurück auf einen der am prominentesten besetzten Wettbewerbe der letzten Jahre. Neben dem schlussendlich erfolgreichen Team um OMA-Partner Chris van Duijn hatten unter anderem Herzog & de Meuron, Renzo Piano Building Workshop, SANAA und David Chipperfield Architects Entwürfe eingereicht. Im Gegensatz zu OMA setzten diese Büros aber tendenziell auf Großformen, die im Kontrast zur schrittweise gewachsenen, leicht chaotischen Struktur des Campus standen.
Die gleichfalls prominent besetzte Jury, der unter anderem Toyo Ito, Emmanuel Christ, Sarah Whiting und John Hong angehörten, konnte sich letztlich mehr für die kreative Karambolage von OMA begeistern. Umgesetzt werden soll das Vorhaben vom OMA-Team in Hongkong, als Zeithorizont wird 2029 genannt. (sb)
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