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19.01.2016

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Rolltreppen-Quartett

OMA baut das KaDeWe um


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In Berlin eröffnen mehr und mehr Shopping Malls, so dass den Kaufhäusern droht, langsam in den Schatten gestellt zu werden. Zum Glück lieben Berliner wie Touristen die alten Traditionshäuser, besonders das Luxuskaufhaus KaDeWe. Wer sich aber dort im Vorbeigehen Decken, Wände und Böden mal genauer angeschaut hat, weiß: Es muss etwas passieren – Luxus sieht anders aus.

Das verstand auch das italienische Unternehmen La Rinascente, das die KaDeWe Group vergangenen Sommer zu 50,1 Prozent übernahm. Gaben Herzog & de Meuron etwa zeitgleich bekannt, dass sie die Kaufhausruine Tacheles umbauen werden, folgt heute eine weitere gute Nachricht aus dem Hauptstadt-Architekturgeschehen. OMA wurden mit der Sanierung und dem Umbau des Kaufhaus des Westens beauftragt. Verantwortlich für die Planung zeichnen OMA-Partner Ippolito Pestellini Laparelli und der Projektarchitekt Alex de Jong.

Ersterer gilt bei OMA und AMO als Spezialist für Umbauten, Design und Szenographie – Ippolito Pestellini Laparelli hat eine Reihe von PRADA-Shows inszeniert, die Biennale-Hauptausstellung Monditalia in Venedig kuratiert und war zusammen mit Rem Koolhaas am geplanten Umbau der Fondaco dei Tedeschi in Venedig beteiligt. Alex de Jong arbeitet seit 15 Jahren bei OMA und war unter anderem für den Umbau der Kohlenwäsche der Zeche Zollverein verantwortlich.

War es in Essen eine markante Rolltreppe, sollen es in Berlin mehr werden. Das KaDeWe, 1907 von Johann Emil Schaudt für die wilhelminische Elite errichtet und seitdem immer wieder erweitert und umgebaut, will das Team von OMA nicht nur sanieren, sondern auch durch eine neue Erschließung umstrukturieren: Der Haupteingang wird quasi aufgelöst, das Luxuskaufhaus ein Stück weit demokratisiert. Diese neue innere Aufteilung basiert auf der städtebaulichen Situation des Kaufhauses. Die Architekten gliedern den Kaufhausbau in vier Quadranten, die sich jeweils mit einem eigenen Eingang zu verschiedenen Straßen orientieren. Jeder Quadrant hat seine eigene Adresse. Jedem Quadranten geben OMA eine eigene Identität.

Wie vier Szenenbilder lassen sich die inneren Atrien lesen – ihre einzige Gemeinsamkeit bleiben die Rolltreppen. Wie so oft spielen OMA im Grundriss mit geometrischen Formen, für die Ausführung schlagen die Architekten außerdem diverse Materialien vor, was auf den Visualisierungen leider eher wenig überzeugt. Das Entwurfskonzept sieht „vier Kaufhäuser unter einem Dach“ vor, denn anders als 1907 ist die Kundschaft längst keine homogene Masse mehr, sondern „klassisch, experimentell oder jung“. Ein Quadrant soll unspezifisch für die Allgemeinheit gestaltet werden. Der bestehende Dachaufbau für das Restaurant soll durch ein kompaktes Glasvolumen ersetzt werden. Dieses wird durch ein kreisförmiges Atrium, das sich nach unten trichterförmig verjüngt, mit den darunter liegenden neun Etagen verbunden – die abenteuerlichste der vier Erschließungen, wie die Architekten selbst sagen.

Die ersten Arbeiten sollen schon in wenigen Wochen beginnen – der Umbau wird im laufenden Betrieb stattfinden und soll 2018 fertig sein. Zusammen mit dem Neubau für den Springer-Campus bauen sich OMA damit nach der Niederländischen Botschaft ein Stück tiefer in die DNA der Stadt Berlin. Bleibt am Ende noch die Frage offen, wer eigentlich das Lafayette renoviert. (jk)


Zum Thema:

Krisen machen Kreativ: Ein Interview mit Ippolito Pestellini Laparelli in der Baunetzwoche#367


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

Andreas Vöhringer | 21.01.2016 15:13 Uhr

Nicht Schade

der postmodernen Glasrotunde trauere ich nicht nach - die wirkte im wahrsten Sinn des Wortes aufgesetzt und wie ein Fremdkörper an dem Bau, der sonst nirgendwo Rundbögen als Stilelement zeigt. Die massive Steinfläche als Abschluss des Mittelrisaltits wirkt allerdings unbeholfen, da wäre eine Lösung, die den Ursprungszustand mit den beiden gebauchten Turmhauben aufgegriffen hätte, stimmiger gewesen.

6

marchi | 19.01.2016 19:06 Uhr

Frische Luft

Wir sind gespannt. Wollen aber einen großartigen Blick bei einem leckeren Café, auf einer großzügigen Dachterrasse!!!

5

Julian | 19.01.2016 18:59 Uhr

Schade um den Dachabschluss

um den PoMo-Glasbogen ist es tatsächlich schade.
Der könnte doch auch bei diesem Konzept eigentlich bleiben. Sonst könnt das doch sogar ne ganz gute Nummer werden!

4

JH_LND | 19.01.2016 18:27 Uhr

Schade...

..um den Glasbogen und das Dach. Und es ist ein seltsames Gefühl zu ahnen, dass in 20-30 Jahren der nächste Umbau ansteht, weil sich der Zeitgeschmack wieder gedreht hat. Ich glaube ja, die einzige langfristig funktionierende bauliche Heransgehensweise wäre, die Tradition zu pflegen und auf den Nostalgiefaktor zu vertrauen, so wie bei den Londoner Kaufhäusern Liberty und Fortnum & Mason, wo noch die Dielen knarzen und das Messingdekor schön gealtert ist. Aber dafür ist es hier wohl zu spät; ist ja kaum noch was übrig.

3

maestrow | 19.01.2016 17:46 Uhr

alter Schaudt

Nur eine Veränderung ist nicht veränderbar: Das "alte" KaDeWe ändert sich stetig im Takt von 25 Jahren.
Es hätte architektonisch auch schlimmer kommen können. Und das, obwohl OMA daran herumwurstelt. Aber warum ist der schöne PoMo-Glasbogen nun nicht mehr en vogue?

2

Toni Tek | 19.01.2016 16:59 Uhr

architekturfrei

Nach so vielen Umbauten durch Verkaufsstrategen, Shopdesigner und Betriebswirtschaftsoptimierer sollten jetzt mal wieder Architekten ran. Ob man solche bei OMA findet?

1

Dimitri Suchin | 19.01.2016 16:08 Uhr

Klingt weniger gut für Herrn Schaudt

Vom alten KaDeWe ist sowieso so gut wie gar nichts übrig geblieben - die einstige Lichthalle, als letzte noch mit Paradetreppen, verlor sie beim letzten Umbau, die Interieurs sind sämtlich anders, und jetzt will man noch den Eingängen zu Leibe rücken? Was bleibt, wenn die Greifen am Wittenbergplatz und das Tor zum Tauentzien verschwinden... ah, "verschwimmen"?

 
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