Die Bevölkerung wird weltweit älter. Während die Geburtenraten sinken, steigen die Lebenserwartungen an. Auch die Zahl der Menschen, die an Demenz und Alzheimer erkranken, mehren sich in Anbetracht des gestiegenen Alters. Wie können vor diesem Hintergrund lebenswerte Räume für Senior*innen aussehen? NORD Architects (Kopenhagen) haben in Dax, Frankreichs zweitgrößtem Kurort im Südwesten des Landes, ein Alzheimer-Wohndorf (Alzheimer Village) mit der beachtlichen Größe von 10.700 Quadratmetern Bruttogrundfläche realisiert. Die Planung erfolgte in einer Arge mit Champagnat & Gregoire Architects (Saint Martin d'Oney). NORD haben bereits mehrere Projekte zur Gesundheitsinfrastruktur realisiert, etwa ein sternförmiges Gebäude in Norwegen und ein goldenes Hospiz in Kopenhagen.
In Frankreich ist es die erste Anlage dieser Art. Ziel war es, Pflege, medizinische Behandlung und Wohnen mit Aspekten der Sicherheit und einer lebenswerten Gestaltung in Einklang zu bringen. Durch die weitläufige Struktur der Anlage entsteht ein dörflicher Charakter, der aus der Vogelperspektive auch an ein Ferienresort erinnert. Dass hier alle Funktionen des alltäglichen Lebens bedient werden, verstärkt diesen Eindruck. Gleichzeitig ermöglicht es den Bewohnenden trotz ihrer Erkrankung selbstständig zu bleiben.
Neben der gesundheitsorientierten Infrastruktur gibt es einen Friseursalon, einen Supermarkt, Restaurants und ein Auditorium. Grünräume, ein Gemüsegarten, eine kleine Farm und Entspannungszonen rund um einen Teich im Zentrum des Geländes ergänzen das Angebot. Bei der Gestaltung der Außenflächen wollte man die lokale Vegetation aufgreifen und pflanzte heimische Arten, beispielsweise Pinien.
Die Architekt*innen gliederten das Alzheimer-Dorf in fünf Höfe. Am Eingang des Geländes sind die öffentlichen Nutzungen versammelt – etwa medizinische Einrichtungen und Gastronomie. Hier vorne sind es vier längliche Bauten, die einen quadratischen Innenhof umschließen. Das Erdgeschoss öffnet sich nach Innen mit Betonarkaden und gliedert den Raum in Verkehrs- und Aufenthaltsflächen. Verwaltungsräume, eine Wäscherei und Logistikräume sind in einzelnen Gebäuden um diesen vorderen Hof herum untergebracht.
Weiter hinten auf dem Gelände befinden sich vier Wohnhöfe. Diese bestehen aus jeweils vier winkelartigen Gebäuden, die wie Klammern die Ecken der Innenhöfe bilden. Indem sie zueinander versetzt angeordnet sind, werden die Ensembles aufgelockert. Jedes der eingeschossigen Gebäude beherbergt eine Clusterwohnung für bis zu acht Personen. Vom Innenhof her betritt man die Eineheiten über die Gemeinschaftsräume, wozu jeweils Küche, Wohnzimmer und Speiseraum zählen.
Die Architekt*innen setzten auf eine Mischung aus Beton, Holz und Glas. Insbesondere die öffentlichen Bereiche sind offen gestaltet, etwa durch die Glasfronten des Auditoriums. Nicht zuletzt finden sich hier auch einige Bezüge auf die vernakuläre Architekur Südfrankreichs. Die Holzverkleidungen im vorderen Hof lassen an typische Dorfhäuser denken. Und die Bogenstellungen erinnern an Arkadengänge, wie man sie von quadratischen Stadtplätzen dieser Region kennt.
Text: Isabel Herrle
Fotos: Adam Mørk
Zum Thema:
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solong | 15.01.2024 09:28 Uhrvom grundsatz her
... sehr ansprechend ... berücksichtig aber leider viele aspekte nicht, die für menschen mit alzheiner sehr wichtig sind ... z.B. differenzierung, d.h. 4 gleiche wohnensemble (wenn auch sehr stimmig und wohnlich) ermöglichen keine orrientierung ... z.B. keine "rundwege" in den wohnungen (alzheimerparienten haben in der regel einen hohen bewegungsanspruch bei stark eingeschränktem orrientierungsvermögen)