Was ein Paukenschlag für die Kulturszene Frankreichs ist, kam fast nebenbei im Zusammenhang mit der Eröffnung der Ausstellung „urbainable“ in der Berliner Akademie der Künste in die Welt: Nieto Sobejano Architects (Berlin/Madrid) und Marin + Trottin Architectes (Paris) planen die Cité du Théâtre in Paris. Es ist eines der größten Pariser Kulturprojekte seit vielen Jahren.
Die zukünftige Cité du Théâtre soll in den historischen Ateliers Berthier im Stadtteil Zac Batignolles nahe des Justizpalastes von Renzo Piano entstehen. Die Ateliers Berthier wurden 1895 nach Plänen von Charles Garnier, dem Architekten der Pariser Oper, erbaut und sind im Besitz des Kultusministeriums. Seit vielen Jahren werden sie von Theatern und der Pariser Oper als Probe- und Werkstatträume genutzt. Während die Oper neue Werkstatträume in der Nähe der Bastille bekommt, sollen hier drei große Institutionen an einem Standort vereint werden. 2016 wurden die Pläne erstmals dem damals amtierenden Staatspräsidenten François Hollande vorgestellt.
Den internationalen Wettbewerb für die Sanierung der Hallen und deren Ausbau zum Kulturzentrum hatte das französische Kultusministerium gemeinsam mit den drei Theatern – der Comédie-Française, dem Conservatoire National Supérieur d'Art Dramatique (CNSAD) und dem Théâtre National de I'Odéon – ausgelobt. In der ersten Phase waren zehn Architekturbüros ausgewählt worden, die Finalisten Nieto Sobejano (Spanien), Fabre Speller (Frankreich) und Foster + Partners (Großbritannien) hatten ihre Vorschläge in der zweiten Phase weiterentwickelt. Die Entscheidung zugunsten von Nieto Sobejano und Marin + Trottin war bereits Ende 2019 gefallen. Doch die Pandemie hatte die Kommunikation verzögert, inzwischen sind die Sieger mit der Planung beauftragt.
Ihr Entwurf sieht vor, die bestehenden Bauten mit neuen Räumen zu umbauen, auf deren Dächern ein erhöhter Garten als städtische Bühne und Fortführung des angrenzenden Martin Luther King Parks entsteht. Ein 200 Meter langes Gebäude auf den Resten der Stadtmauer aus dem 19. Jahrhundert nimmt Büroräume auf und umfasst das historische Ensemble wie ein großer schwerer, mit Pflanzen begrünter Vorhang. Auf 24.000 Quadratmetern Nutzfläche sollen unter anderem sechs modulare Theatersäle für die Comédie-Française (mit 250 und 600 Zuschauer*innen), für das Théâtre National de l'Odéon (mit 250 und 500 Zuschauern) und für das Conservatoire National (mit 100 und 200 Zuschauer*innen) entstehen. Die große denkmalgeschützte Garnier-Halle wird dabei zum Foyer – auch für die Werkstätten, Probenräume, Bibliothek und Restaurants. (fm)
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STPH | 10.09.2020 10:12 Uhr...
...was auch ginge wäre eine kräftige Kolossalordnung vor den Neubau, dem Garnier entlehnt, quasi als Bühnenstaffelung, Steigerung, mit durchgehendem großem Gesims oben.
Immer dieses Decogrün mit Glas wie auch beim Justizpalast dahinter. Eine Chamouflage, die die ganze Not nur noch deutlicher macht. Die Wiener wären da frecher, mutiger, pflegen ihren Größenwahn, was ja auch zum Thema Theater passt.