Vor einigen Wochen haben wir in einem Themenpaket zwölf Beispiele für den Umbau von Industriekomplexen gezeigt, die heute kreative Arbeitsräume oder Büros beherbergen. Schon ein kurzer Blick ins BauNetz-Archiv macht jedoch deutlich, dass dies nur einen Bruchteil der Produktionsanlagen darstellt, die in jüngster Zeit umgenutzt wurden. Daher kommt heute Teil Zwei: Dieses Mal nehmen wir kulturelle und gemeinschaftliche Nachnutzungen in den Blick.
Auffällig sind die großen Dimensionen der oftmals denkmalgeschützten Bauten, in denen augenscheinlich enormes Gestaltungspotenzial liegt. Viele Planer*innen spielen mit den Spannweiten und großen Volumen, ziehen neue Geschosse ein oder setzen Lufträume in Szene. Natürlich stellt sich immer die Frage, was das historische Tragwerk aushalten kann. Während mehrgeschossige Fabriken auf robusten Konstruktionen aus Eisen, Mauerwerk oder Stahlbeton basieren, tragen Hallendachbinder mitunter nicht mehr als ihre Dachhaut.
Ein guter Entwurf aber kann den historischen Strukturen wie etwa Silokammern oder Sheddächern zu einer skulpturalen Wirkung verhelfen. Dabei wird klar, dass die Umnutzungen weit mehr als bloße bauliche Anpassung sind. Vielmehr können in den alten Produktionsstätten wichtige kulturelle Einrichtungen einen Platz finden, denen sonst keine geeigneten Flächen in der Stadt zur Verfügung stehen. Ehemalige Textil-, Keramik-, Schokoladen- oder Lokomotivfabriken wandeln sich zu spannenden Museen, Bibliotheken oder Theatern. (gk)
Bild: Umbau eines Getreidesilos in Pardubice von Prokš Přikryl architekti. Foto: Petr Polák