Der Sommer ist die Jahreszeit der Theater-, Musik- und Kunstfestivals unter freiem Himmel. Mit Open-Air-Bühnen und offenen Pavillonstrukturen locken sie das Publikum nach draußen und bieten oftmals nicht nur ein vielseitiges Programm, sondern auch ungewohnte Raumerfahrungen. So lassen sich im Südosten Chinas traditionelle Opern vor der spektakulären Kulisse stillgelegter Steinbrüche genießen, während man in New York auf einer künstlichen Insel im Hudson River nicht nur mehrere Veranstaltungsorte mit Skyline-Blick, sondern gleich einen ganzen Park vorfindet. Und wer rechnet schon bei der Überquerung eines 2.300 Meter hoch liegenden Schweizer Alpenpasses damit, hier auf einen leuchtend roten Turm zu treffen, der als Theaterspielstätte dient?
Viele dieser Architekturen sind temporär und oft nur eine Saison lang zu erleben. Dementsprechend minimalistisch-leicht und modular kommen sie daher. Holz ist ein beliebter Baustoff, denn nach dem Rückbau kann das Material weiterverwendet beziehungsweise unkompliziert recycelt werden. Zuweilen sind die Strukturen bereits aus den Überresten ihrer Vorgänger konstruiert, wie das Beispiel in Vilvoorde zeigt. Und manchmal wird aus ephemeren Interventionen schließlich doch ein längeres Intermezzo: Der besagte Turm auf dem Julierpass, 2017 für das Graubündner Origen Festival Cultural entstanden, sollte eigentlich bereits 2020 wieder abgetragen werden. Doch er steht immer noch – nun bis August 2023. (da)
Titelbild: Inselpark von Heatherwick Studio in New York. Foto: Timothy Schenck