Gewollt hässlich wie die Townhouses im Pariser Vorort Champigny-sur-Marne wird es diesmal nicht. Zur Zeit realisiert das Pariser Büro Maison Édouard François im südfranzösischen Grenoble ein so genanntes „Pythonhaus“ und eine „Öko-Skyline“, nachdem die Bauarbeiten an dem M6B2 Tower of Biodiversity in diesem Jahr begonnen wurden und das Wohnhaus „Ris-Orangis“ fertig gestellt worden ist. Die Projekte des in Paris ansässigen Büros vereinen diverse architektonische Richtungen. Im Grunde scheinen sie aber alle danach zu streben, dem Alltag, der Langweile und der Konformität zu entkommen.
Das Wohnhaus Ris-Orangis im gleichnamigen Pariser Vorort, unmittelbar am Boulevard Péripherique gelegen, soll in diesem Sinn nicht einfach nur ein Wohnhaus sein. Die skurrile Verbindung eines Blocks mit einem scheinbar aus der Luft gegriffenem majestätischem Zaun und klassizistischen Laternen scheint eine Ansage machen zu wollen: Heb dich ab von der halb verkommenen Umgebung, von der tristen grauen Vorortarchitektur! Bei diesen Attributen denkt der Architekt auch an Sicherheit und Geborgenheit und lässt gleich sein Familienwappen an die Eingangswand des Hauses eingravieren: „Pour de vrai“ – für Wahrheit.
Mit dem Hochhaus M6B2 will das Büro der ökologischen Wahrheit entgegen streben. Die ersten Geschosse ragen bereits aus der Baustelle im Pariser Süden am Rive Gauche hervor. Noch fehlt alles, was dem Öko-Turm Besonderheit verleihen soll: die Titanfassade mit Moiréeffekt oder das wilde Wachstum von Pflanzen. Sein kahles Betonskelett lässt hoffen, dass hier im kommenden Jahr das Biotop wie geplant Pflanzensamen in die Umgebung streuen wird.
In Grenoble vollendet Maison Édouard François nächstes Jahr gleich zwei Projekte, die nicht unterschiedlicher sein können. Beide – Pythonhaus und Skyline – gingen vor etwa drei Jahren als Gewinner aus Wettbewerben hervor. „Der Bauherr ist ein Privatinvestor und kennt seine Kundschaft. Alles ist vorgeschrieben… Die Litanei der Bauvorschriften lässt langsam alles vorhersagbar und unspannend erscheinen“, beklagt sich François bei den Planungen zum The Python. Was ist da schon die Lösung? Schlangenhaut, so wie bei edlen Prada-Taschen. Und schon ziert das grafische Pythonmuster die Hausfassade, die so zum Anziehungspunkt und Markenzeichen der Umgebung werden solle.
Nicht ganz so extravagant geht es bei dem Projekt The Democratization of the Skyline zu. Hier wird auf Nachhaltigkeit gesetzt, und dafür werden die Wärmebrücken auslösenden Balkone und Loggien einfach allesamt nach oben verfrachtet: Die schwarze Fassade des Wohnhauses geht in den oberen Stockwerken in je 35 Quadratmeter große terrassenartige, offene Räume über – die so genannte „grüne Wolke“. Wie genau die Wolke genutzt wird, verrät der Architekt nicht, dafür schwärmt er von den Erholungsqualitäten und weiten Ausblicken auf die Berge. (pg)
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
3
archi | 20.06.2014 12:33 Uhrmit...
...dem Prof. Titel ist man nicht unbedingt besser oder schlechter