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04.11.2015

Musik im Bernstein

Neues Konzerthaus in Lettland


Architektur könne gegen die Langeweile und die Monotonie des Alltagslebens ankämpfen, sagte der österreichische Architekt Volker Giencke einmal. Langweilig kommt das nach seinen Entwürfen gebaute neue Konzerthaus im lettischen Liepaja gewiss nicht daher. Mit dem rötlich-braunen, konusförmigen Bau erhält die drittgrößte Stadt Lettlands, die auch das einzige Symphonieorchester des Landes beherbergt, nicht nur ein Musikhaus, sondern gleich ein neues kulturelles Zentrum. Denn das Raumangebot ist vielseitig und deckt damit die volle Bandbreite des Bedarfs im kulturellen Betrieb ab.

Das Zentrum des als Betonkonstruktion errichteten Baus bildet der Konzertsaal für gut 1.000 Besucher, der durch Anheben des Orchestergrabens und des Parketts auch für nicht-musikalische Anlässe genutzt werden kann. Umgeben wird er von den Räumen des Symphonieorchesters Liepaja und den Ausbildungs- sowie Proberäumen der Musikschule. Diese Durchmischung soll den Austausch zwischen Künstlern, Studenten und Lehrern fördern. Ergänzt wird das Raumprogramm in den oberen Geschossen um einen Ballettsaal, eine Experimentierbühne und einen Musikclub mit Bar.

Unterhalb des Konzertsaals befindet sich neben Foyer, Café, Musikschule und Kammermusiksaal noch die „Civita Nova“: eine 2.000 Quadratmeter große multifunktionale Veranstaltungsfläche, die den Bürgern als frei zugänglicher, öffentlicher Stadtraum zur Verfügung stehen soll und unterschiedlich genutzt werden kann.

Etwas zur Seite geneigt wirkt das Gebäude. Ob es daran liegt, dass Liepaja auch die Stadt des Windes genannt wird? Die konische, leicht verzogene Form erhält der Bau durch eine korbartige Stahlkonstruktion, die mit einer Glasfassade umhüllt ist. „Great Amber“, großer Bernstein, wurde das Gebäude getauft. Für die Verarbeitung dieses Schmucksteins ist die Region bekannt. Und so passt es ganz gut, dass der Architekt für die Glasfassade eben diesen Farbton wählte, in dessen verschiedenen Nuancen der Bau je nach Tageslicht erscheint und der für warmes Licht im Inneren sorgt.

Die Akustik im Konzertsaal soll Dank der Form, die sich mit ihren Rängen und Balkonen an den klassischen Vorbildern der Weinbergterrassen orientiert, besonders gut sein. Das String Quintett der Berliner Philharmoniker durfte im Oktober bereits den Kammerorchestersaal einweihen und zeigte sich laut Aussage des lettischen Kontrabassisten Gunars Upatnieks von der Akustik überzeugt. Gute Voraussetzungen also für das Eröffnungskonzert des großen Saals am 7. November. (ks)

Fotos: Indrikis Stūrmanis, Aigars Prūsis, Giencke&Company, Merks Ltd


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