Wo einst Felder waren, entstanden in den 1950er Jahren mit der Industrialisierung des Gebietes um Remerschen im südlichen Luxemburg und dem Abbau von Sand und Kies große Wasserflächen, die allmählich zuwuchsen. Sie bilden heute das Naturschutzgebiet „Haff Réimech“. Als Beobachtungsort für Zugvögel ist die Auenlandschaft ein beliebtes Ziel für Touristen und Schulklassen. Seit Ende letzten Jahres steht nun auf einer Landzunge ein neues Informationszentrum, das „Centre d’accueil Haff Remich“, wo sich die Besucher über Flora und Fauna des Haffs informieren können. Die Eröffnung des von Valentiny hvp architects geplanten Neubaus ist für diesen Herbst geplant.
Dass die Entwicklung des Projekts kein leichtes Unterfangen war, zeigt die lange Planungsphase, die bereits 1998 begann. Zunächst auf Pfählen im See vorgesehen, entschied man sich schließlich dazu, eine künstliche Landzunge aufzuschütten. Einem umgedrehten Boot gleich liegt dort das als Holzkonstruktion errichtete Informationszentrum. In seiner Form mag es auch ein Langhaus erinnern, eine typische Bauform der Kelten, die hier einst siedelten. Der konisch geformte Grundriss des 60 Meter langen Baus weitet sich zum Wasser hin, ebenso steigt die Firsthöhe von acht auf 15 Meter. An der schmaleren, wasserabgewandten Seite befindet sich der Eingang, über den man das Foyer des offenen Hauptraums betritt, der sich auf der gegenüberliegenden Seite um ein Geschoss abtreppt und mit einer großzügigen Fensterfront Richtung See öffnet. Auch die darüber liegenden Galeriegeschosse, die über zwei mittige Treppen und einen Aufzug erschlossen werden, orientieren sich zum Wasser hin. Ein eingeschossiger Flachdachbau an der Längsseite ergänzt den öffentlichen Bereich mit Büroflächen.
Bodenplatte und partielles Untergeschoss aus Stahlbeton bilden das Fundament, auf dem das Haupttragwerk aus Douglasie sitzt: eine Brettschichtholzrahmenkonstruktion in der einen Hälfte und zwei liegende BS-Holz-Bogenbinder, die den Luftraum bilden, in der anderen Hälfte. Beide übernehmen mit dem Aufzugschacht die Queraussteifung. Die Längsaussteifung wird durch ein rautenförmiges Gitternetz gewährleistet, das im Gebäudeinneren mit der Brettschalung sichtbar ist und vor Ort von Hand mittels eines Lehrgerüstes errichtet wurde. Gaubenfenster, die sich wie spitze Schuppen aufstellen, sorgen für zusätzliche Belichtung im Inneren. Unbehandelte, sägeraue Alaska-Zedernholzschindeln bilden die Fassadendeckung. Je nach Ausrichtung verwittern diese mit der Zeit in unterschiedlicher Intensität und variieren ihre Farbigkeit von hellbraun zu silbergrau. (ks)
Fotos: Brigida González
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