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22.03.2023

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Diversität in der Architektur

Neuer DIVIA-Preis benennt Finalistinnen


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Diversität in der Architektur fordert er ein, der neue DIVIA Award. Initiiert von der Kunsthistorikerin Ursula Schwitalla und der Architektin Christiane Fath will der mit 20.000 Euro dotierte, internationale Preis „in einem ersten Schritt die Sichtbarkeit von Frauen in der Architekturbranche fördern“. Zukünftig, so heißt es in der Presseerklärung weiter, könne er auch anderen, wenig anerkannten Gruppen gewidmet sein. Am 6. Mai soll er nun erstmals verliehen werden. Jetzt wurden die fünf Finalistinnen bekannt gegeben.

Mit den fünf Finalistinnen rücken der Preis und seine fünfköpfige Jury (darunter Martha Thorne, Rahul Mehrotra und Itohan Osayimwese) beeindruckende Persönlichkeiten ins Licht, die hierzulande noch wenig bekannt sein dürften. Dazu gehören:


  • die in Großbritannien ausgebildete, nigerianische Architektin Tosin Oshinowo (*1980), die sich mit ihrem 2012 gegründeten cmDesign Atelier in Lagos für die „authentische afrikanische Bauweise“ und den Afro-Minimalismus einsetzt sowie maßgeblich am UNDP-Wiederaufbauprojekt des Ngarannam Dorfes beteiligt war

  • die Architekturhistorikerin May al-Ibrashy (*1969), die sich mit ihrem 2011 gegründeten Büro Megawra für den Erhalt des kulturellen Erbes im historischen Zentrum von Kairo einsetzt und laut Jury dort die traditionelle Vorstellung des Architekturberufs revolutioniert

  • die Italienerin Marta Maccaglia (*1983), die in Peru 2014 die Organisation Semillas gründete, um im peruanischen Regenwald Schulen und öffentliche Räume zu bauen und dabei die Stimmen der indigenen Gemeinschaften zu berücksichtigen

  • die in Südafrika ausgebildete, ruandische Architektin Noella Nibakuze (*1985), die zur Gruppe der ersten fünfzig staatlich geprüften Architekt*innen in Ruanda gehört und derzeit als Design Director im Kigali-Büro der MASS Design Group arbeitet, als Mentorin für Architekturstudierende und junge Berufstätige agiert und als Projektleiterin des 1400 Hektar umfassenden Instituts für „Conservation Agriculture“ – Rwanda Institute für Conservation Agriculture (RICA) die Nutzung lokaler Materialien und Arbeitskräfte fördern hilft

  • die Künstlerin Katherine Clarke (*1961) und die Architektin Liza Fior (*1962), die 1995 muf architecture/art  in London gründeten, sich mit umfangreichen Recherchen, städtebaulichen Entwürfen bis zu kleinen temporären Interventionen in Landschaften und Gebäuden dem öffentlichen Raum widmen und nicht davor zurückschrecken, auch mal Aufträge in Frage zu stellen


Im Hintergrund des DIVIA Award haben Schwitalla und Fath eine vielköpfige, internationale und mehrschichtige Struktur aufgebaut. Angelika Fitz, Dirk Boll und Anna Heringer gehören zu den sechs Co-founder*innen, Regine Leibinger, Kristin Feireiss und Francine Houben zur Gruppe der acht Botschafter*innen. Werner Sobek, Eduard Koegel und Julia Albani zum 14-köpfigen Beirat, Francesca Ferguson und Marc Kimmich zum fünfköpfigen Kuratorium. Kooperationspartner ist das Goethe-Institut, zur Gruppe der Stifter zählen die Berlin HYP, die STO Stiftung, die Kreissparkasse Thüringen, das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie die Büros Zaha Hadid Architects, HPP und HENN.

Der Preis ist prominent unterstützt, seine gute Intention unbestritten. Dennoch provoziert der Titel Fragen zum Verständnis von Diversität. Wer einen Preis ausschließlich für die Arbeit von Landschaftsarchitekt*innen oder ingenieurtechnische Leistungen vergibt, auf Museumsbauten beschränkt oder auf Wohnhäuser – reduziert die Vielfalt der Architekturproduktion und die der fachlichen Expertise im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit des und der zu Beurteilenden. Wer jedoch Diversität im Namen trägt und gleich in der ersten Runde des Preises eine Gruppe Menschen aufgrund ihres Geschlechts von der Teilnahme ausschließt, provoziert einen Widerspruch, der durchaus missverstanden werden könnte und der Wirkung des Preises einen Bärendienst erweist. (fm)


Zum Thema:

Am 19. Mai, 18 Uhr gibt es im Rahmen der Berührungspunkte-Veranstaltung im Palazzo Contarini-Polignac (Sestiere Dorsoduro, 874) einen DIVIA-Empfang. Anmeldungen unter: diversityinarchitecture.de



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

5

drunter | 23.03.2023 14:44 Uhr

drüber

@3
Absolute Zustimmung, so wollte ich meinen Kommentar auch verstanden wissen. Je schneller die von Ihnen beschriebene Übergangsphase durchschritten wird, desto besser und desto eher kommen wir dahin, wo wir als Gesellschaft sein sollten.

Dabei wird uns Verständnis füreinander und konstruktiver Umgang helfen, natürlich auch Kritik und Kritikfähigkeit. Alles Disziplinen, die wir als Architekten eigentlich sehr gut beherrschen müssten. Ungerichtetes Gejammer oder Gemecker, wie es in den Kommentaren (leider immer gehäufter) vorkommt, ist da eher kontraproduktiv.

Abschließend also - um auf den Artikel zurückzukommen: ein wichtiger Preis, der aber hoffentlich bald nicht mehr nötig - oder eben in jeder Hinsicht egalitär und repräsentativ - sein wird.

4

ixamotto | 23.03.2023 13:03 Uhr

@Fred Konkret

sie finden sicher mit zwei mausklicks irgendeine filterblase, in der ihnen für ihre ichbezogene, ahistorische, antisoziale, unwissenschaftliche und vollkommen an den realitäten vorbeigehende interpretation von diskrimierung ein preis verliehen wird. diese hier ist glücklicherweise groß genug, um ihr querdenken nicht unwidersprochen hinzunehmen.

3

dahinter | 23.03.2023 11:43 Uhr

davor

Naja, es ist das eine Diversität zu fördern, das andere diese auf Kosten einer Gruppe zu machen. Jeder Preis sollte zu 100% divers sein, das "Divers" sollte keine Rolle spielen, will ich damit sagen. Der Architektur ist es egal, von welcher Minderheit (denn auch die sich angegriffen gefühlten "alten weißen Männer" sind eine Minderheit auf der Welt) dieser erstellt wird. Unfaire Unterrepräsentation aufgrund von äußeren Merkmalen, Geschlecht, geografischer Herkunft ist nun mal immer falsch und sollte nicht rechtens sein.

Dass wir jedoch in einer Übergangszeit leben und deswegen die Gruppen unfair "gefördert" werden, die bisher marginalisiert worden sind ist jedoch auch in Ordnung. Man muss die alten Systeme aufbrechen um Gleichheit zu erreichen. Ändert aber nichts daran, dass es unfair der bisher bevorteilten Gruppe gegenüber ist. Auch denen, die von dieser Tatsache nicht profitiert haben (der absolute Großteil).

Lange Rede kurzer Sinn: Sehr gute Architektur gehört ausgezeichnet, egal von wem sie kommt.

2

drunter | 23.03.2023 08:56 Uhr

drüber

Es ist doch immer das Gleiche. Kaum werden Artikel zu den Themen Gender, Diversität, Gleichberechtigung oder Feminismus veröffentlicht, kommen die Nörgler, Kritiker und Reaktionäre hervor und tun ihre Meinung kund. Der Tenor ist immer ähnlich und lässt sich auf "bloß keine Veränderung!" reduzieren.

So lange das so ist, finde ich es absolut richtig, dass berichtet wird und es Preise wie diesen gibt. Die Tatsache, dass dies offenbar notwendig ist, ist traurig und leider kein gutes Zeugnis für unsere Gesellschaft aber eben doch eins: notwendig.

Und Fred Konkret, seien Sie nicht traurig, für Sie gibt es ja immer noch den Pritzker-Preis. Den muss man sich aber auch - genau wie diesen Preis - verdienen. Also weniger gejammert und ab an den Zeichentisch, Sie schaffen das!

1

Fred Konkret | 22.03.2023 22:47 Uhr

Divers

Ich werde als alter weißer Mann durch diesen Preis diskriminiert. Ich denke, dass ich ihn deshalb nächstes Jahr bekommen sollte.

 
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DIVIA-Finalistinnen: Katherine Clarke und Liza Fior vom Londoner Büro muf architecture/art, Großbritannien

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DIVIA-Finalistin: Marta Maccaglia, Peru

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