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20.09.2004
Conradi geht, Schmid kommt
Neuer BAK-Präsident gewählt (mit Kommentar der Redaktion)
Der Leonberger Landschaftsarchitekt Arno Sighart Schmid ist neuer Präsident der Bundesarchitektenkammer (BAK). Die 76. Bundeskammerversammlung der BAK wählte Schmid am 18. September 2004 in Berlin zum Nachfolger von Peter Conradi, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidiert hatte. Schmid war der einzige Kandidat und erhielt 76 von 81 Stimmen.
Als Vizepräsidenten bestätigte die Bundeskammerversammlung Joachim Brenncke, Günther Hoffmann und Nina Nedelykov, die ihre Ämter bereits seit 2001 ausüben.
Arno Schmid ist 1937 in München geboren worden. Er war von 1961-1973 als Landschaftsarchitekt in Übersee tätig. Seit 1974 arbeitet er freischaffend in Leonberg, zunächst von 1974 bis 1993 in der Partnerschaft „Eppinger und Schmid“ und seit 1994 in der Partnerschaft „Schmid-Treiber-Partner”. Er war von 1989 bis 1995 Wissenschaftlicher Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher Park und von 1996 bis 2000 Präsident der International Federation of Landscape Architects (IFLA). Seit 1987 ist Schmid Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL).
Kommentar der BauNetz-Redaktion
Peter Conradi sagte auf seinem Abschiedsempfang am 16. September 2004 gegenüber dem BauNetz, dass ihm die Übergabe seines Amtes an Schmid vor allem auch deshalb leicht falle, weil er den designierten Nachfolger „mag“.
Es ist zu hoffen, dass die persönliche Wertschätzung durch den Vorgänger nicht die einzige Qualifikation des bislang weithin unbekannten neuen Präsidenten ist. Denn eine Fehlbesetzung in diesem einflussreichen Ehrenamt wäre das Letzte, was der organisierten Architektenschaft in diesen Zeiten des Umbruchs passieren dürfte.
Erinnern wir uns: Die Bundesarchitektenkammer, die ja ein stets um seine Existenzberechtigung ringender, freiwilliger Dachverband der mächtigen Länderkammern ist, wurde jahrelang wie ein geheimbündlerisches Operettenreich geführt. Eine öffentliche Relevanz ihrer Existenz war kaum erkennbar; die Debattenhoheit lag bis etwa Ende der neunziger Jahre eher bei den Verbänden, allen voran beim BDA.
Das änderte sich schlagartig mit der Amtsübernahme durch den gewieften Bundestagspolitiker Peter Conradi im Jahre 1999. Der Umzug der Kammer nach Berlin wurde beschleunigt durchgezogen, eine völlig neue Mannschaft unter Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer definierte die Aufgaben und - fast noch wichtiger - den Stil der Bundeskammer neu. Sie war auf einmal in der öffentlichen Debatte präsent; aus der hübschen Idee der öffentlichen Architekturquartette wurde schnell ein angesagtes, stets überfülltes Szene-Spektakel - zuletzt in der grandiosen Ruine des Palastes der Republik. Selbst das verstaubte Verbandsorgan „Deutsches Architektenblatt“ wurde unter Oliver Hamm zu einer - zumindest im Mantelteil - interessanten, schlagkräftigen Architekturzeitung.
„Raus mit dem Muff der Berufsstandsdenke, rein mit frischer Luft und kritischem Geist“, so kann man Conradis Erfolgsrezept umschreiben.
Die Erfahrung zeigt, dass so etwas immer an Personen hängt und mit deren Weggang schnell wieder verpuffen kann. Dass es für dieses wichtige Amt nur einen einzigen Kandidaten gab, erscheint jedenfalls als Alarmsignal.
Sicher steht der „Neue“ zunächst unter der „Unschuldsvermutung“, die wir hier im übertragenen Sinne anwenden wollen. Wir wünschen ihm, dass ihm die Schuhe seines Vorgängers wie angegossen passen und er - zum Nutzen des Berufsstandes - den eingeschlagenen Weg erfolgreich weiter gehen möge. Die freie Presse wird sich allerdings erlauben, ihre Arbeit zu tun und diese Amtszeit kritisch zu begleiten.
Benedikt Hotze
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