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03.05.2018

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Wissen im Zentrum

Neue Unibibliothek in Marburg eröffnet


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Eine neue Bibliothek mit sage und schreibe 1.250 Arbeitsplätzen, das zeigt die besonderen Verhältnisse im kleinen Universitätsstädtchen Marburg, wo von rund 74.000 Einwohnern mehr als 25.000 Studierende sind. Das Leben hier dreht sich ganz und gar um die Wissensvermittlung, und umso schmerzlicher muss es den Verantwortlichen der Universität vorgekommen sein, dass die Zentrale Universitätsbibliothek bisher in einem (durchaus interessanten) modernen Würfel am Stadtrand untergebracht war. Das jedoch hat sich kürzlich geändert, konnte doch am vergangenen Montag der deutlich besser gelegene Nachfolgebau eröffnet werden. Der Entwurf, der 2009 im Wettbewerb gewinnen konnte, stammt von Sinning Architekten aus Darmstadt, die Umsetzung erfolgte in einer Arbeitsgemeinschaft mit dem Dresdner Büro von Heinle, Wischer und Partner Freie Architekten .

Der Neubau ist in seiner Kubatur maßgeblich von seiner städtebaulichen Lage am Fuß der Oberstadt, der Nahtstelle zwischen historischer Altstadt und dem Alten Botanischen Garten, geprägt. Durch den Abriss der alten Frauenklinik wurde hier ein langgezogenes Grundstück frei, das, obwohl gut gelegen, nicht unbedingt ideal für die Zwecke einer großen Bibliothek war – in einem kompakten Gebäude wäre diese sicherlich einfacher zu organisieren gewesen. Sinning Architekten machen aus dieser schwierigen Ausgangslage jedoch insofern das Beste, als dass sie ein mäanderndes Volumen konzipieren, das auf gesamter Länge in enger Beziehung zur umliegenden Stadt steht. Zwei geschlossenere Abschnitte werden dabei mittig durch ein gläsernes Atrium verbunden, das nicht nur – zusammen mit einem Bestandsgebäude – die Eingangssituation definiert, sondern zugleich auch für Durchlässigkeit zwischen Universität und Botanischem Garten sorgt. Die Unibibliothek ist damit ein wichtiges Element des sogenannten Campus Firmanei: Anstelle des alten Klinikviertels wird hier ein neues geistes- und gesellschaftswissenschaftliches Zentrum entstehen.

Durch das Glas des Atriums ist mit dem Rot der inneren Fassade des Atriums im Kontrast zum hellbeigen Äußeren schon die maßgebliche gestalterische Setzung der Architekten zu erkennen. Während nämlich auch in den Bibliotheksgeschossen die Wände und Regale eher neutral gehalten sind, leuchtet dort der Boden förmlich. Rücksprünge und mehrgeschossige Lufträume sorgen dabei in vertikaler Richtung für ein hohes Maß an Durchlässigkeit, gearbeitet wird in einer terrassenartigen Konstellation. Die Erschließung des Gebäudes erfolgt dabei über verspringende Treppen, die von Marburgs teils steil ansteigenden Altstadtgässchen inspiriert sein sollen. Auch an anderer Stelle arbeiten die Architekten mit den Metaphern des Urbanen, wenn beispielsweise das sich nach oben verengende Atrium an die Vorsprünge alter Fachwerkhäuser gemahnt. Mit einer Bruttogrundfläche von knapp 30.000 Quadratmeter ist hier also ein stattliches Gebäude entstanden, das sich gut in die vielschichtige Gegend einfügt, ohne sich jedoch allzu klein zu machen. Kein Wunder vielleicht in einer Stadt, in der die Universität schon seit Jahrhunderten der größte Arbeitgeber ist. (sb)

Fotos: Brigida González


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

derwahremawa | 04.05.2018 09:19 Uhr

Ergänzung

Der Bau »lastet« übrigens auf nichts, er ist von der Deutschhaus- und Johannes-Müller-Straße aus fast nicht zu sehen, vom Garten und vom Pilgrimstein her gesehen hat er ungefähr die Kubatur der Vorgängerbauten.

6

derwahremawa | 04.05.2018 08:56 Uhr

»kleinteilige Altstadt«

Es geht aus den Bildern nicht wirklich hervor, aber: Die Bibliothek steht nicht in der »kleinteiligen Altstadt«, sondern auf einer Fläche, die früher ein Unort war, quasi ein großer Hinterhof hinter der Bebauung der Deutschhausstraße. Die Bibliothek generiert dort, wo sie steht, sogar eine Kleinteiligkeit und eine Aufenthaltsqualität, die dieser Ort nie hatte.

Sie stellt auch »den Dom« (der kein Dom ist, sondern die Elisabethkirche) nicht in den Schatten, die Kirche steht ein ganzes Stück entfernt und das Atrium wurde eigens so geplant, dass der Blick hindurch auf die E-Kirche zumindest theoretisch möglich ist.

5

Visionär | 04.05.2018 06:39 Uhr

Auße pfui, innen hui

Wie kann man einen solchen Klotz nur in die kleinteilige Innenstadt von Marburg bauen?? Er stellt sogar den Dom in den Schatten. Innen, finde ich persönlich, sind interessante Details geschaffen worden. Es sieht teilweise so aus, wie eine Stadt unter Glas.

4

mies antroph | 03.05.2018 20:17 Uhr

abgeriegelt

Was als Entwurfsskizze überzeugt, wurde leider mit der gequälten Glaskonstruktion und den groben Details überhaupt nicht umgesetzt. Vielleicht hätte man darauf verzichten sollen, um tatsächlich einen Durchgang zu schaffen und die Baumasse zu teilen, die so gigantomanisch auf der kleinteiligen Altstadt lastet.

3

LAMAA | 03.05.2018 18:42 Uhr

CHANCE vertan

Es ist eigentlich schon alles gesagt!
Groß, langweilig mit nicht überzeugendem Konzept.
Schade

2

ixamotto | 03.05.2018 17:21 Uhr

wow...

...ganz schön scheußlich. Und was für plumpe Analogien zu Topografie und Struktur der Altstadt. So ein Käse...

1

peter | 03.05.2018 17:14 Uhr

schade

von innen zeigt das projekt räumlich und in der materialwahl teilweise qualitätvolle seiten, doch gebäude(un)form, eine etwas billig anmutende plattenfassade (mit sehr fragwürdigen übergängen zwischen den geschlossenen und verglasten gebäudeteilen) sowie der schiere maßstab in direkter nachbarschaft der altbauquartiere überzeugen gar nicht.
da werden mit viel tamtam und vermutlich hochkarätigen jurys aufwendig wettbewerbe durchgeführt, um am ende ein ergebnis zu erhalten, das genauso auch vom öpp-investor mit seinem hausarchitekten stammen könnte.

der abriss in 30-50 jahren ist vorprogrammiert. schade, dass es marburg damit jetzt erstmal so lange aushalten muss.

 
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