Neue Wände für Max Ernst, E. L. Kirchner und Joseph Beuys: Die Neue Galerie in Kassel ist saniert und wird am Freitag nach fünfjähriger Schließung wiedereröffnet (siehe BauNetz-Meldung zur Fertigstellung vom 14. September 2011). Zur Eröffnung zeigen wir neue Bilder des fertigen Projekts.
Verantwortlich für Neuordnung, Sanierung und Instandsetzung zeichnet das Berliner Büro Staab Architekten, das in der documenta-Stadt Kassel in diesem Jahr auch das Besucherzentrum am Herkules realisiert hat (siehe BauNetz-Meldung vom 14. Juni 2011).
Das Museumsgebäude an der Schönen Aussicht oberhalb der Karlsaue wurde 1877 nach Plänen des Architekten Heinrich von Dehn-Rotfelser gebaut; mit seinen 90 Metern Länge ist es eine kleinere Version von Leo von Klenzes Alter Pinakothek in München (1826–1836), die der Neuen Galerie zum Vorbild diente. Auch Kassel sollte eine Gemäldegalerie mit Oberlichtsälen und seitlich angeordneten Seitenlichtkabinetten erhalten.
Während die Sandstein-Fassade der Neuen Galerie über die Jahre im Wesentlichen erhalten blieb und von den Architekten lediglich saniert wurde, ist das Innere des Museums durch Umbaumaßnahmen verzerrt worden. Um beide Etagen für Ausstellungen nutzen zu können, wurde 1972 im südwestlichen Kopfteil ein zweites Treppenhaus eingebaut. Dieses haben Staab Architekten nun wieder rückgebaut und durch seitliche Nottreppenhäuser ersetzt, um die Oberlichtsäle zu erweitern. Ergänzt wird die Erschließung durch eine neue Rampen- und Treppenanlage im nordöstlichen Kopfbau, die einen barrierefreien Zugang in die Galerie über die sogenannte „Schöne Aussicht an der Karlsaue“ bildet.
Der Eingang ist als Foyer gestaltet, das alle drei Ebenen durch zwei diagonal verschränkte Lufträume für die Besucher erfahrbar machen soll. Neben diesen Maßnahmen haben die Architekten des Weiteren eine Tageslichtdecke im Obergeschoss installiert. Das Zentrum des Hauses bilden weiterhin die Künstlerräume von Joseph Beuys und Ulrike Grossarth, umgeben von den Seitenlichtkabinetten und der Wandelhalle, welche den Rundgang schließt.
Wer nun die Neue Galerie betritt, den erwartet ein moderner Museumsbau mit offenen, hellen und schlicht gestalteten Ausstellungräumen. Staab Architekten haben den historischen Ausstellungsbau jedoch nicht in einem bloßen White Cube umgewandelt, sondern behutsam seine architektonischen Qualitäten herausgearbeitet. Sie überzeugen neben den zeitgemäßen Raumsequenzen mit einem Farbkonzept, an dem die Besucher die verschiedenen Sammlungen ablesen können. Die Räume für das neunzehnte Jahrhundert zeigen sich in einem dunklen Grau, helles Grau und Weiß findet sich in den übrigen Bereichen. Das Untergeschoss der Neuen Galerie ist für Wechselausstellungen vorgesehen – zur Eröffnung stehen hier ein mehrere Meter langes Schiff sowie die documenta-Stühle von Ai Weiwei.
Die Neue Galerie ist das erste Museum, das im Rahmen der Neuordnung der Museumslandschaft Kassel fertig gestellt wird. Insgesamt investiert das Land bis 2017 für das Programm über 200 Millionen Euro, darunter fallen u.a. auch die Sanierung des Herkules sowie Neubau des Deutschen Tapetenmuseums.
Wiedereröffnung: Freitag, 24. November 2011
Tag der offenen Tür: Samstag, 25. November 2011
Ort: Neue Galerie Kassel, Schöne Aussicht 1, 34117 Kassel
Zum Thema:
Ein Projekt von Staab Architekten bei Designlines.
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Adelssen | 26.11.2011 13:22 UhrLeichte Hand
Mit scheinbar leichter Hand und ohne Aplomb sich auf Vorhandenes einlassend und dennoch eigenständig gestaltet. Ästhetisch der Nutzung angemessen. Sehr schön.