Ein Gebäude ohne gerade Linien, Ecken und Kanten: Im Mai letzten Jahres offiziell eröffnet, stand der Hadid-Blob in Baku kurze Zeit später in Flammen (siehe
BauNetz-Meldung vom 26. Juli 2012). Von den Schäden sieht man heute nichts mehr, wie aktuelle Fotos zeigen, die das
Heydar Aliyev Center am Montag veröffentlicht hat.
Das strahlend weiße Kulturzentrum hat sich längst als architektonisches Wahrzeichen des modernen Baku etabliert – es ist das „flüssigste Gebäude“, was
Zaha Hadid Architects je entworfen haben. Auf einen steilen Aufstieg in Richtung Himmel – der höchste Punkt des Blobs liegt bei 75 Metern – folgt ein fließender Abgang in Form parallel laufender Wellen. Für Hadid, die heute übrigens 62 Jahre alt geworden ist, ist das Heydar Aliyev Center nicht nur eine Hommage an die Architektur der Postmoderne, sondern auch Symbol für einen ewigen Kreislauf – das Leben?
Damit der Kulturbau so harmonische Wellen schlagen kann, verbirgt sich eine aufwändige Stahlkonstruktion unter den Fassadenplatten. 40.000 Quadratmeter misst die Dachfläche, über 90 Kilometer Stahl wurden hier verbaut, angeblich ohne eine einzige Gerade. Der Kulturblob beinhaltet neben einer Konferenzhalle ein Museum, eine Bibliothek und ein Café sowie weitere Funktionen.
Worüber die weiße Hülle und die angestrebte harmonische Form hinwegtäuschen: Der Prestigeprojekt wurde in Erinnerung an den 2003 verstorbenen Despoten Hejdar Alijew gebaut. Der aserbaidschanische Politiker wurde von Amnesty International beschuldigt, während der letzten Jahre seiner Amtszeit für Menschenrechtsverletzungen, Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen und die Verfolgung der politischen Opposition verantwortlich zu sein.
Fotos: Heydar Aliyev Center