Die Entwicklung der Bevölkerung im Großraum Paris ist seit 1975 so stetig steigend, dass man sie als perfekte Gerade bezeichnen kann. Aktuell zählt die Île de France – die französische Hauptstadt und sieben umliegende Gemeinden – 12.082.244 Einwohner*innen. Das sind 18 Prozent aller Franzosen. Allein seit dem Jahr 2001 haben die Banlieues eine Million Menschen hinzugewonnen, während das vom Boulevard Périphérique eingeschnürte Paris seither mit 2.2 Millionen stabil bleibt. Im Unterschied zu Deutschland ist die Wohnungsfrage in dieser kulturellen und wirtschaftlichen Kernregion Frankreichs seit Dekaden aktuell. Umso mehr lohnt der Blick auf Ansätze und Lösungen, mit denen die Île de France auf den steten Druck reagiert.
Das Verhältnis der engen Kapitale zu ihrer ausufernden Umgebung ließ Ex-Präsident Nicolas Sarkozy 2009 mit seinem medial aufgeladenen Wettbewerb „Le Grand Pari(s)“ untersuchen, bei dem namhafte Büros wie MVRDV oder Jean Nouvel eine bessere Anbindung der Banlieues an das Zentrum sowie eine optimierte Vernetzung untereinander erarbeiteten. Auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo startete 2017 mit ihrem Ideenwettbewerb „Reinventer Paris“ eine Belebung urbaner Schnittstellen zwischen der Hauptstadt und den Banlieues – vor allem mit ambitionierten Wohnbauprojekten. Sou Fujimotos Sonnenschirmgebirge ist ein Resultat von Hidalgos Vorstoß. Am Périphérique steht auch die alte Lagerhalle, über deren Fundament Kengo Kuma, Gigon/Guyer und 13 weitere Büros ein Ensemble an Sozial- und Eigentumswohnungen realisierten. Letzteres verdeutlicht ebenso wie die Sanierung des einst abrissgefährdeten Tour Bois le Prêtre von Druot und Lacaton Vassal eine bemerkenswerte Entwicklung: Anstatt abzureißen und neu zu bauen, wird städtebaulich und architektonisch umgedacht. (sj)
Teaserbild: Wohnbauten von Hamonic + Masson in Paris. Foto: Takuji Shimmura