Es sieht von allen Seiten anders aus. Mal wirkt dieses Gebäude sehr geschlossen, mal wird die Holzfassade durchbrochen, mal sieht man nur Glas. Entworfen wurde dieser vielseitige Erweiterungsbau für die Versicherungsgesellschaft PGGM in Zeist bei Utrecht von dem katalanischen Architekten Josep Lluís Mateo (Barcelona). Nach dreijähriger Bauzeit konnte der 25.000 Quadratmeter große Bürokomplex kürzlich fertig gestellt und bezogen werden.
Die Architekten von Mateo Arquitectura haben hier am Rande der niederländischen Provinz eine dreidimensionale Materialcollage geschaffen. Da jede Seite unterschiedlich gestaltet wurde, verschwimmen die Grenzen zwischen Alt- und Neubau. Übergänge zwischen den Gebäudeteilen werden als Brücken inszeniert. Erst auf den zweiten Blick ist die Struktur des alten Bürogebäudes ablesbar.
Die Treppenaufgänge sind an ihren Glasfronten außen ablesbar – hier werden die dicht aneinander gereihten Holzlamellen unterbrochen. Auf einer anderen Seite versperren perforierte Fassadenplatten aus rostrotem Corten-Stahl den Einblick ins Gebäudeinnere.
Neu gestaltet wurden auch die zwei Innenhöfe: Von der Außenwelt komplett abgeschlossen, werden sie von kleinen, halbrunden Oberlichtern durchbrochen, die sich nur an einem Gesamt-Raster ausrichten und konsequent durch Asphalt, Wiese oder Wasserbassin gebohrt werden. Neben dem neuen Büroensemble wurde eine Tiefgarage mit einer Größe von weiteren 25.000 Quadratmetern angelegt. Darüber entsteht eine Parkanlage, die in den nächsten Jahren mit dem Bürogebäude „zusammenwachsen“ soll.
Fotos: Adrià Goula
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Andrea Palladio | 21.06.2011 20:03 UhrMateo in Utrecht
Ich kann diesem Gebäude nichts, aber auch gar nichts abgewinnen. Aber einen gewissen Respekt nötigt es einem schon ab. Wie hier ein relativ simples Bürogebäude mit einem ebenso simplen Grundriss zu einem architektonischen Spektakel aufgeblasen wird, ist schon beeindruckend.
Was geschieht hier eigentlich? Im Prinzip behandelt Mateo jedes Teilstück des Gebäudes als ob es ein vollständiges Eigenleben entfalten müsste. Konstruktion, gar konstruktive Ehrlichkeit oder formale Stringenz spielen weniger eine Rolle. Alles atmet den Geist einer übersteigerten Maniera, die versucht zu gefallen, in dem sie versucht zu überraschen. Das gelingt. Eine Collage in drei Dimensionen aber mit zweidimensionalen Papier- (respektive: Materialsample) streifen. Das ist nicht sonderlich radikal, aber in seiner Dimension und hier durchexerzierter Konsequenz zumindestens fotogen. Schön ist es nicht.