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04.09.2012

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Kaiser-Karree Karlsruhe

Neubau von LRO fertig


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Unsere Meldung zum Richtfest hat ein breites und kontroverses Echo in unserer Leserschaft gefunden. Nun ist der Neubau von Lederer + Ragnasdóttir + Oei (Stuttgart) in Karlsruhe fertig gestellt. Hier noch mal kurz die Fakten:
Der Karlsruher Marktplatz ist eines der herausragenden Beispiele europäischer Platzanlagen. Er reiht sich in eine Abfolge von Straßen- und Platzräumen, die ausgehend vom barocken Schloss nach Süden die Stadt durchqueren. Innerhalb des berühmten fächerförmigen Grundrisses stellt der Marktplatz mit Stadtkirche und Rathaus das eigentliche Herz der Stadt dar.
 
Nach den Kriegszerstörungen wurde der Marktplatz, mit Ausnahme der Nordseite, in Anlehnung an Friedrich Weinbrenner (1766-1826) – Karlsruhes klassizistischem Stadtplaner – wieder aufgebaut. Die nördliche Platzwand hingegen erhielt ihre Prägung durch zwei Bauten im Stile der 1950er Jahre.
 
Die Architekten dazu: „Damit war der formale Zusammenhang, den sich Weinbrenner im Übrigen dezidiert wünschte, trotz einer weitgehend symmetrischen Architektur rechts und links der Nord-Südachse (Via Triumphalis) gestört.
Unser 2007 mit dem ersten Preis ausgezeichnete Wettbewerbsbeitrag ist ein viergeschossiges Büro- und Geschäftshaus mit geneigtem Dachkörper, das an Stelle der vorhandenen Volksbank (Kaiserstraße 72 und 74) errichtet wurde. Das Bestandsgebäude Kaiserstraße 70 wurde über das Treppenhaus Kaiserstraße barrierefrei an den Neubau angeschlossen.“

Umstritten war und ist der Neubau, weil hierfür die von von Erich Schelling (1904-86) 1956 erbaute Volksbank, ein herausragendes Beispiel der Nachkriegsmoderne, abgerissen wurde. Zusammen mit einem auf der anderen Straßenseite liegenden zweiten Bau bildeten beide ein torartiges Ensemble, dessen einer Teil nun fehlt.

Der Neubau des „Kaiser Karree Karlsruhe“ beinhaltet 6.000 Quadratmeter Nutzfläche. Während im Erd- und im 1. Obergeschoss Läden untergebracht wurden, befinden sich darüber Büros mit einem Innenhof. Im Erdgeschoss wurde zudem ein zurückgesetzter Arkadengang ausgebildet.
Prägende Materialien des Hauses sind der feingespitzte Weißbeton in der Sockelzone, der weiße, feinkörnige Spachtelputz in den Obergeschossen sowie die schwarze Schieferdeckung des Daches.

Fotos 1-4: Roland Halbe
Foto 5: Arno Lederer


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

18

Thomsen | 31.10.2012 15:22 Uhr

ich find den Bau gut

Ich finde der Marktplatz wurde durch den Neubau deutlich schöner. Es ging hier darum, dem m.E. wirklich sehr schönen Marktplatz endlich auch eine würdige Nordseite zu geben. Wer die Stadt kennt, weiß, dass die Norseite die Verbindung zwischen Marktplatz und Schloss ist. Daher finde ich das Ergebnis deutlich besser als den Vorgängerbau. Jetzt fehlt nur noch ein ähnliches Gebäude auf der westlichen Nordseite, damit die Symmetrie wieder hergestellt ist.

17

elder statesmen | 12.09.2012 17:53 Uhr

upps...... i did it again

....old fashioned, sophisticated architecture, as we don't need anywhere else at all. Does this architect not know to built something, which belongs to our times? Its an attestation of poverty.

16

Gerhard Meier | 11.09.2012 17:28 Uhr

sehr gelungen

Ich möchte mich sehr lobend äußern. Kein billiger Klotz, Formen und schöne Farben. Einfach ein Traum.
Nur der Innenhof scheint die übliche Banalität zu besitzen, wie der gewöhnliche Ruhrgebietsbau der 60er Jahre.
Warum hat man bei der Innenhofgestaltung unterlassen, was bei der Außenfassade so gelungen ist?

15

Hurz | 10.09.2012 12:58 Uhr

...ist OK!

Der Neubau wird bestimmt von 80% der Bevölkerung schöner und angenehmer als der Vorgängerbau bzw. die Nachbarbebauung empfunden.

14

Andrea Palladio | 07.09.2012 11:45 Uhr

@Ex-Karlsruher

Es freut mich zu lesen, dass es hier doch noch zu einer sachlichen Kritik kommt, die sich von billigen "Kitsch"-Vorwürfen emanzipiert.

Zunächst einmal darf ich mich selbst in die Reihe der Ex-Karlsruher einreihen und ja, auch ich fand den Vorgängerbau, nicht besonders gelungen.

Ich glaube allerdings kaum, dass man Herrn Lederer überviel Selbstzitat vorwerfen kann. Gerade das Oeuvre von LRO zeichnet sich durch eine – für deutsche Verhältnisse - bemerkenswerte Erfindunsgabe aus. (Man darf nur z.B. auf die sehr mutige Farbgebung im Frühwerk hinweisen). Wenn LRO nun in eine, sagen wir, eher klassische Phase tritt, ist das wohl eher den derzeitigen Bauaufgaben geschuldet (vgl. z.B. an dieser Stelle den "Lerche-Ersatzbau" an der Stuttgarter Königsstrasse).

13

ex-karlsruher | 06.09.2012 23:00 Uhr

kaiserkarree

ganz so vernichtend wie einige kommentatopren sehe ich den bau nicht. hier wurde ein stück stadt gebaut, das
1. sich mit der tradition des ortes auseiandersetzt,
2. dadurch zu einer recht unkonventionellen formensprache findet und
3. in material und detail qualitätvoll und dauerhaft umgesetzt ist.

dieses haus bringt die fähigkeit mit, altern zu können und auch in 50 oder 100 jahren noch mehr oder weniger so dazustehen wie heute - was für einen großteil der zeitgenössischen architektur nicht mehr zutrifft. während das gros der heute erstellten neubauten verrottet oder durch die dritte fassadensanierung entstellt sein wird, ist dieses gebäude von einer handwerklichen einfachheit, wie sie mittlerweile nahezu ausgestorben ist.

also bitte nicht hier so laut jammern, sondern bei diesem in lage und nutzung vergleichbaren, wenngleich deutlich größeren bau am leipziger platz in berlin:
baunetz.de/meldungen/Meldungen-Grundstein_am_Leipziger_Platz_in_Berlin_2907581.html
DAS ist trash und völlig für die tonne, schade um den beton, der da in die stadtlandschaft gekippt wird, aber in karlsruhe ist die welt vergleichsweise in ordnung.

wenn es wirklich stimmt, dass herr lederer für einen drogeriemarktbesitzer unweit des marktplatzes nahezu dasselbe haus nochmal baut, ist das in der tat schade, aber herr lederer neigt bekannterweise zum selbstzitat. die einen nennen es marke oder handschrift, die anderen eben einfallslosigkeit.

ob ich das haus schön finde, weiß ich nicht, aber zumindest der beitrag zur kontinuität des ortes verdient respekt.

12

Architekt | 06.09.2012 20:35 Uhr

Fegefeuer

...dem ist nichts hinzuzufügen ;-)

Aber womöglich betrachtet es ein echter Weinbrennerhasser nicht einmal als Strafe, auf immer und ewig in eine(r) Ville radieuse verb(r)annt zu werden...?

11

@ "auch ein architekt" | 06.09.2012 10:13 Uhr

unglaublich!

wer ALS ARCHITEKT es vermag, folgenden Satz zu schreiben:

"Insofern ist das ganze weinbrennerzeugs (was auch 200 jahre alst ist und nicht unbedingt heute noch brauchbar) irgendwie daneben."

..der sollte den Rest seines Lebens in Corbusiers Ville-Radieuse-Fegefeuer schmoren!

10

Architekt | 06.09.2012 01:10 Uhr

Überfällige Stadtreparatur

Überaus erstaunlich, die überwiegend kritischen Kommentare zu diesem Neubau.
Ich habe in Karlsruhe studiert und bin daher mit dem Bauplatz bestens vertraut. Wann immer ich den Marktplatz betrat, habe ich mich über die ach so tollen Schelling-Bauten geärgert. Mag sein, dass Schelling insgesamt ein guter Architekt war - an diesem so überaus sensiblen Ort war von seinem Talent keineswegs etwas zu spüren. Ich unterstelle sogar, er hatte (in bester Hauruck-Nachkriegsmanier) den Ort überhaupt nicht verstanden, geschweige denn angemessen berücksichtigt. Am Ende, noch verstärkt durch die "Zutaten" der Folgejahrzehnte (Fensteraustausch, Werbung, Ramschläden) wirkte das Gebäude genauso schäbig wie die belanglosen Wirtschaftswunderkisten daneben. Wohl jeder, der die Stadt vom Bahnhof her kommend erlebte, empfand diesen Qualitätsbruch direkt an der Symmetrieachse, mitten in der "guten Stube der Stadt". So ist es nur zu begrüßen, dass diesem Elend ein Ende gesetzt wurde - mit einem, wie ich finde, durchaus gelungenen Ersatzbau, der intelligent Anleihen nimmt und sich dennoch bescheiden zurücknimmt. Dem hässlichen Volksbankentlein an der Ecke weine ich jedenfalls keine Träne nach. Schade allenfalls, dass der Innenhof gegenüber den Außenfassaden abfällt. Der heilsamen Wirkung für den Stadraum tut das freilich keinen Abbruch.

9

auch ein | 05.09.2012 15:15 Uhr

architekt

"im gesamtkonzept der stadt".....blabla

leider ist die karlsruher kaiserstrasse, angefangen bei diesem neuen kitschbau richtung osten vor allem ohnehin nur noch eine ansammlung von schrottläden, NORDSEES, Mac`s und King`s, die arkaden zugemüllt mit bierbankgarnituren eines lokalen "bayrischen" imbisses und strassschmuckauslagen.
Insofern ist das ganze weinbrennerzeugs (was auch 200 jahre alst ist und nicht unbedingt heute noch brauchbar) irgendwie daneben.

weinbrenner wollte auch keine bäume in dieser haupteinkaufsstrasse, gottseidank hat man sich wenigstens DARÜBER hinweggesetzt.

aber in karlsruhe gabs halt mal weinbrenner und eiermann als "bekannte grössen", alles was die gemacht haben muss also heilig sein.

und schelling als halb-gott, dessen erben und anhänger haben aber noch dank seiner witwe und deren architekturpreis noch einigen einfluss. und die VoBa mag ein gut gemachtes kind seiner zeit gewesen sein, die zeit ist aber halt eine andere und die nutzungen der gebäude auch

schade

8

ach | 05.09.2012 10:09 Uhr

Neo Kitsch, die ZWEITE

Das schlimme ist, das ganze geht weiter in der Herrenstraße!

7

Andrea Palladio | 05.09.2012 09:46 Uhr

Kaiser-Karree

Also zunächst einmal: wirklich glücklich bin ich mit LROs neuestem Werk auch nicht. Die Kritik, welche hier vorgetragen wird, scheint mir aber dennoch übertrieben zu sein, vor Allem, wenn man einerseits mit dem Entwurf Weinbrenners und den Büro-typischen Manierismen ein wenig vertraut ist.

Wirklich amüsant finde ich die Bezeichnung "Neo-Kitsch". Dieser rhetorisch gesehen wunderbare Pleonasmus führt doch aufs völlig falsch Gleis. Der Vorgängerbau hatte vielleicht, für sich gesehen, gewisse Qualitäten. Im Gesamtkonzept der Stadt jedoch ist er sicher dem Weinbrennerschen Entwurf unterlegen gewesen. An dieser Stelle muss man doch ansetzen. Untersuchen, wo die Essenz der ursprünglichen Qualität gelegen ist und diese dann in ein neues, eigenes Werk überführen. Gerade weil dieser Bau seine Eigenartigkeiten besitzt, besticht er gegenüber vielen anderen ähnlichen Bauvorhaben in Deutschland, etwa am Frankfurter Römer.

6

SKA | 05.09.2012 00:19 Uhr

Entwurf versus Realität

Schade, dass nicht der eigentliche Wettbewerbsentwurf von LRO im Vergleich gezeigt wird.
Dieser hat nichts mit dem Gebäude zu tun, welches jetzt dort steht.
Sehr bedauerlich!

5

Peck | 04.09.2012 23:49 Uhr

Zum Weglaufen

Neben der feingliedrigen Nachkriegsarchitektur wirkt der LRO-Bau seltsam grob und unproportioniert. Auch mit der tektonische Fassadengliederung eines Weinbrenner'schen Klassizismus, haben die an Pferdebeine (oder Hasenfüße?) erinnernden Stützen unter den auskragenden Obergeschossen nicht das Mindeste zu tun. Statt sich selbstverständlich in den Kontext der Platzfronten einzufügen, wurde hier unter dem Deckmäntelchen einer historischen Bezugnahme selbstbewusst der Rahmen gesprengt. Immerhin befinden sich LRO in bester Gesellschaft: am anderen Ende des Marktplatzes setzte sich der Historist Josef Durm 1900 mit dem monumentalen Bezirksamt (heute Polizei) schon einmal über sämtliche Konventionen hinweg.

4

Paul | 04.09.2012 20:34 Uhr

in der falschen Liga

Wie man Tradition und Moderne virtuos vereint und dabei einen dauerhaft wichtigen stadträumlichen Baustein schafft, hätten sich LRO etwa von den großartigen Karlsruher Bauten eines Heinz Mohl abschauen können. Da liegen leider noch Klassen dazwischen.

3

zing | 04.09.2012 17:58 Uhr

Kaiser-Karree Karlsruhe

Ein eigenartiger Bau, dessen Peinlichkeit durch die Wahl der Fotos nicht deutlich wird.
Zum Richtfest war auf Baunetz am 30.05.2011 ein
Rendering zu sehen, das die östliche "Weinbrennersche" Platzbebauung zeigt, die von LRO quasi kopiert wurde.
Die Sache ist völlig ahistorisch, Weinbrenner hatte die Nordseite des Marktplatzes der Kaiserstrasse zugeordnet und hierzu einen eigenen,
nie ausgeführten Bautypus entwickelt.
Das jetzige Gebäude, voller Manierismen, man beachte die Lösung des Eckkonfliktes durch auskragende Balkönchen, die o-beinigen Arkaden, das Kupfergesims mit Schwertern, die die Arkadenbögen teilen u.v.m., impliziert, dass die gegenüberliegende Bebauung stilistisch angepasst werden muss...also weiter so, kitschen wir uns die Stadt zurecht...

2

Moderner Architekt | 04.09.2012 16:13 Uhr

Vielen Dank, dass es nun auch in Karlsruhe historisierende Nonsens-Architektur gibt.
Hat mal wieder der Mut gefehlt?!

1

D.R. | 04.09.2012 15:57 Uhr

Muß das sein?

Die Volksbank war schöner! Das ist zwar ganz ansehnlich, aber es bleibt NEO-KITSCH.

 
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