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16.02.2018
Forschung unterm Rasen
Neubau von Kresings Architektur in Münster
Das „Bauen auf der grünen Wiese“ weckt nicht unbedingt positive Assoziationen, aber was passiert, wenn man sich der Herausforderung konsequent stellt? Kresings Architektur (Münster) haben dies bei ihrem Neubau eines Forschungsgebäudes in ihrer Heimatstadt in zweifacher Hinsicht versucht. Sie fanden in der Umgebung des Standorts – zwischen Feldern und einem heterogenen Mix aus Gebäuden des umliegenden Technologiehofs – nämlich keine klaren baulichen Strukturen vor, weshalb sie ihren Entwurf ausschließlich aus der Nutzung heraus entwickelten. Und so eignetn sie sich die grüne Wiese einfach an, in dem sie ihr Gebäude teilweise unter Gras verschwinden lassen.
Der Neubau mit seinen rund 8.000 Quadratmetern Geschossfläche ist ein lang gestreckter Riegel, der vielfältigen technischen Anforderungen gerecht werden muss. Er beherbergt das Center for Soft Nanoscience (SoN), das auf die Untersuchung von Prozessen zur Herstellung von biometrischen Funktionsmaterialien abzielt – also Materialien die auf der Nachahmung biologischer Strukturen, Baupläne oder Prozesse beruhen. Für die wissenschaftliche Arbeit im Forschungszentrum sind hochauflösende sowie extrem empfindliche Mikroskope und Versuchseinrichtungen notwendig. Aus diesem Grund wurde eine spezielle Gebäudegründung umgesetzt, die mit Hilfe von Schwingungsdämpfern und einem Glasfaser-Fundament eine erschütterungsfreie Lagerung der Gerätschaften ermöglicht.
Der Gebäudeteil, der im Erdgeschoss den Mikroskopie-Bereich beherbergt, wurde vom übrigen Bauvolumen vollständig entkoppelt. Um zusätzlich die äußeren Wärmelasten zu reduzieren, wurde dieser Baukörper eingegraben – als Teil der begrünten Topografie. Der freistehende Hauptteil des Riegels hebt sich mit seinen Fassadenplatten aus Aluminium und betont technischem Aussehen von dieser Rasenfläche ab. Er teilt sich auf in Büros und Labore, wobei auch hier die Bereiche konsequent getrennt sind.
Den etwas hermetischen Anforderungen der Nutzung können die Architekten dabei aber zumindest an einigen Stellen etwas Durchlässigkeit entgegensetzen. Mit großen Fenstern zum zentralen Erschließungsraum gruppieren sich die Seminar- und Besprechungsräume, und die Labore sind entlang von kompakten Fluren zumindest verglast aufgereiht. Nach Abschluss der Arbeiten sollen hier etwa 140 Chemiker, Physiker, Pharmazeuten, Biologen und Mediziner gemeinsam forschen.
Fotos: Roman Mensing
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