Die privaten Wohnhäuser von Jean Prouvé, eine traditionelle japanische Architektur, Charles und Ray Eames – die jungen Genter Architekten von GAFPA nennen für ihr Wochenendhaus große Vorbilder. Und öffnen damit einen mutigen Referenzenkatalog an Reminiszenzen, dem man vielleicht noch einen Mies van der Rohe hinzufügen könnte. Können sie mit ihrem Projekt in diese Fußstapfen treten?
Die Bauherren wünschten sich ein Wochenendhaus, einen Ort, an dem sie temporär Gent entfliehen können. Im 16 Kilometer südwestlich von der Stadt entfernten Ort Wachtebeke realisieren GAFPA eine Architektur, die durch ihre Raumorganisation und durch einige einfache Details den eskapistischen Vorstellungen der Familie auf adäquate Weise entspricht.
Da die Bauherren hier keine Besucher empfangen wollen, verzichten GAFPA auf eine repräsentative Seite des Hauses: Straßenseitig alternieren Metallgitter, welche die Eingangstür verstecken oder die Schlafräume vor den Blicken der Nachbarn schützen, und Sperrholz-Paneele in einem Raster von 2,40 Metern, dem Grundraster des Hauses. Mit diesen Fassadenelementen lässt sich das Haus komplett zur Straße hin verschließen.
Gleichzeitig öffnen die Architekten das Haus zu den umliegenden Feldern. Die U-Form des Grundrisses begünstigt diese Orientierung: An beiden Enden des U platzieren die Architekten im Grundriss jeweils ein Wohnzimmer mit überdachtem Außenbereich. GAFPA etablieren eine klare Hierarchie der Grundrisselemente: zwischen den großzügigen Aufenthaltsbereichen und den kleinen, gerade so ein Einzelbett beherbergenden Schlafzimmern.
Das Haus sitzt auf Pfählen – auf T-förmigen, vorgefertigen Betonelementen, was, ähnlich der fragilen Rahmenstruktur aus Stahlprofilen, die mit Sperrholz-Elementen gefüllt ist, einen temporären Charakter des Hauses vermittelt. Für die großzügigen Glasflächen verwenden sie Aluminiumprofile. Mit ihrem präzisen Einsatz der Materialien und schlichten Detaillösungen entwickeln GAFPA eine eigene Sprache, die den Meistern nicht nachstehen muss. (df)
Zum Thema:
Ideen entstehen durch Erinnerung, Architektur entsteht durch Vorbilder. Ein Essay von Kristina Heeresthal über Referenzen im architektonischen Entwurf in der Baunetzwoche#403