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27.04.2020

Tanzfabrik an der Themse

Neubau fürs English National Ballet von Glenn Howells


Das ist mal ein Geburtstagsgeschenk: Pünktlich zum Siebzigsten bekommt das berühmte English National Ballet ein neues, 9.300 Quadratmeter großes Zuhause im Londoner East End. Gegründet wurde die Tanzkompanie, heute eine der größten Kulturinstitutionen Großbritanniens, 1950. 1988 kam eine eigene Ballettschule für Tänzer*innen zwischen 16 und 19 Jahren hinzu. Die bis dato auf unterschiedliche Orte verteilte Ballettkompanie ist nun auf der London City Island, einer Halbinsel an der Themse in der Nähe des Bahnhofs von Canning Town, konzentriert. Entworfen hat die neue „Tanzfabrik“ das Londoner Büro Glenn Howells Architects.

Ihre Aufgabe war es, einen modernen, flexiblen Ort für Kreativität und Tanz zu schaffen – bei übersichtlichem Budget. Umhüllt wird das Gebäude abwechselnd von transparenten und transluzenten Scheiben, hinter denen sich die Räume für den alltäglichen Betrieb der Kompagnie mal sicht-, mal unsichtbar versammeln. Darunter sind sieben Probenstudios in Bühnengröße, verschiedene Lehr- und Probenräume, medizinische Behandlungsräume und Büros für über 200 Mitarbeiter*innen. Die zuvor in Chelsea angesiedelte English National Ballet School ist in den beiden oberen Stockwerken untergebracht.

Das neue Tanzzentrum ist Teil einer Ansammlung dreier miteinander verbundener Gebäude, die entlang des Hopewell Square im Zentrum der Londoner Stadtinsel stehen. Das Erdgeschoss ist dabei als ein lebendiger Versammlungs- und Verkehrsraum konzipiert, der als Herzstück des Gebäudes fungiert. Ein öffentliches Café und ein künftiger Ausstellungsraum sollen die Interaktion zwischen Schüler*innen und Profis fördern.

Neben spezialisierten Behandlungs- und Stretchingräumen – im 2. Stock beispielsweise ein Hydrotherapie-Pool und ein Eisbad – gibt es auch Räume, in denen Spezialist*innen aus den Bereichen Technik, Bühnenbild und Kostüm arbeiten. Das Hauptproduktionsstudio verfügt über einen 10 mal 16 Meter großen Bühnenraum, die anderen Probenstudios sind in der Regel 15 mal 15 mal 15 Meter groß und haben bodentiefe Fenster. So können vorbeischlendernde Menschen einen Blick auf die professionellen Tänzer*innen bei den Proben erhaschen. Erreicht wird dies durch den Einsatz von insgesamt 3.600 Quadratmeter Linit, einem extra weißen, lichtdurchlässigen Glas, das nur einen Hauch der dynamischen Bewegung in den Studios sichtbar macht. An anderer Stelle im Gebäude verleihen Glas- und Sichtbetonflächen den Innenräumen ein rohes und zurückhaltendes Erscheinungsbild.

Umgerechnet 30 Millionen Euro kostete die neue Tanzfabrik im Londoner East End. Und die Gegend soll weiter wachsen, zu einem komplett neuen Stadtviertel umgebaut werden. Dabei dient das National Ballet als eine Art erster kultureller Anker, folgen soll zum Beispiel 2021 die London Film School. Synergien für den Londoner Osten erhofft man sich auch über das nahe Kultur- und Bildungsviertel Queen Elizabeth Olympic Park. (kat)

Fotos: Hufton + Crow


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