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14.07.2017
Gewand aus Sonnensegeln
Neubau für SOS-Kinderdorf Berlin von Ludloff Ludloff
Von Jasmin Jouhar
Die Gegend um die Lehrter Straße in Moabit ist typisch Berlin: Einst weitläufiges Militärgelände, später im Schatten der Mauer gelegen, mischen sich heute Zeitschichten und Nutzungen. Nachkriegswohnbauten, Townhouses, der Geschichtspark des ehemaligen Zellengefängnisses, Kleingärten. Mitten in dieses städtebauliche Sammelsurium haben Ludloff Ludloff Architekten (Berlin) einen Neubau für den Verein SOS-Kinderdorf Berlin gesetzt. Heute wurde er eröffnet. Das freistehende Haus mit geschuppter Fassade vereint auf sechs Geschossen verschiedene Nutzungen. Der Verein betreibt hier nicht nur ein Beratungs- und Ausbildungszentrum für Kinder und Jugendliche, die in Schwierigkeiten geraten sind oder einen Förderbedarf haben. Es gibt auch Tagungsräume und Hotelzimmer, die jeder mieten kann, sowie ein Restaurant.
Das Projekt geht auf einen geladenen Wettbewerb im Jahr 2013 zurück. Um das kleine Grundstück maximal auszunutzen, haben Ludloff Ludloff Architekten das kubische Gebäude direkt an die Ecke Lehrter Straße / Seydlitzstraße gerückt. Mit den umgebenden Freiflächen bildet es einen neuen Schwerpunkt im Viertel. Markant ist die Hülle des Hauses. Während im Erdgeschoss eine vollflächige Glasfassade Offenheit signalisiert, sind die Obergeschosse komplett in ein textiles Gewand aus Sonnensegeln gekleidet. Die weißen Elemente aus mit PTFE beschichtetem Glasgewebe bieten Schutz vor Sonnenlicht und Wärmestrahlung, lassen sich aber per Hand verschieben. Dahinter verbergen sich Glasfronten und eine Fassade in Holztafelbauweise.
Im Eingangsbereich dominieren Sichtbetonflächen, rot gefärbter Estrich und ein roter Empfangstresen. Daran schließen sich die verglaste Lehrküche und das Restaurant mit Terrasse an. Gekurvte Wände vermitteln zwischen den verschiedenen Zonen. Eine geschwungene Treppe führt ins erste Obergeschoss zum Konferenzsaal. Ein zweigeschossiger Bibliotheksraum schafft Großzügigkeit im Kern des Hauses. Weiter oben befinden sich Räume für Ausbildung und Beratung sowie 28 Hotelzimmer, ergänzt um einen weiteren Tagungsbereich, eine Bar und eine Dachterrasse.
Farbige Linoleumböden und unterschiedliche Wandfarben markieren die einzelnen Bereiche, von tiefem Blau über Dunkelrot und Gelb bis zu einem zarten Flieder, das auf den ersten Blick fast weiß wirkt, reicht die Palette. Den Architekten war es ein Anliegen, die Räume atmosphärisch aufzuladen – was ihnen trotz knappem Budget und Platz (4.354 Quadratmeter BGF) auch gelungen ist. Das Haus für das SOS-Kinderdorf Berlin hat Ausstrahlung. Sowohl nach innen wie nach außen, auf seine Nutzer wie auch auf die heterogene Nachbarschaft.
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