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21.08.2019
Freibad ohne Chemie
Naturpool in Edmonton von GH3
Es gibt zwei Arten von Schwimmer*innen: Wer mag schon, wenn Chlor in den Augen brennt und alles voller Leute ist, sagt die Schwimmerin, die lieber zum See fährt. Wer mag schon zum See fahren, wenn das Freibad viel näher ist, sagt der Swimmingpoolbesucher. Im kanadischen Edmonton hat das Büro gh3* aus Toronto nun ein Sommerbad gebaut, das beide Schwimmertypen glücklich machen könnte. Es gibt hier keine Chemie. Das Wasser wird von einer biologischen Anlage gesäubert. Eine Abfolge von Becken mit Stein, Schotter, Sand und pflanzlichen Filtern hält das Wasser rein und erfüllt die strengen Auflagen für öffentliche Badeanstalten in Kanada. Diese sind laut Aussage des Büros die strengsten der Welt.
Um den ersten chemiefreien Pool Kanadas zu realisieren, war zusammen mit der Bauherrin, der Stadt Edmonton, Kreativität gefragt: Zunächst wurde das Projekt als „recreational waters“, also als Erholungsgewässer klassifiziert. Die Baugenehmigung wurde dann auf einen „constructed beach with variances“ ausgestellt. Diese Variances sind die Wasserbecken, die neben dem Hauptschwimmbecken die Filtersysteme, ein fein ausbalanciertes Ökosystem aus Pflanzenmaterial, Mikroorganismen und Nährstoffen beinhalten. Zusammen mit dem Filtersystem aus Riesel und Sand lässt das System ein „living water“ entstehen, das die Filterbecken nacheinander durchläuft und die natürliche Selbstreinigung des Badewassers unterstützt.
Die Materialien, die in den Filterbecken verwendet werden, finden sich auch als Baumaterial im Freibadgebäude wieder: Der lange Flachbau beherbergt Umkleideräume, Duschen und Waschräume, Personalräume und einen Teil der Filteranlagen und Pumpen. Optisch orientiert sich das Gebäude an den Proportionen des Vorgängerbaus aus den 1950er Jahren. Mit seiner Materialität aus Kalksteinwänden und Stahlelementen bei den Türen, die unter einem schmalen langen Dach vereint sind, dürfte der zeitgenössische Flachbau eine der seltenen Ausnahmen sein, in denen Natursteine in Drahtkörben, sogenannte Gabionen als Baumaterial benutzt wurden und sich trotzdem eine seriöse Architektur ergibt.
Der Borden Park ist die Freizeitadresse der Stadt Edmonton und seit 1924 Ausflugsziel für Familien und Vergnügungssuchende. Neben dem Freibad gibt es auf dem Gelände einen Zoo und einen Rummelplatz. Mit dem Neubau des Freibades dürfte das Gelände auch weiterhin eine Institution für Edmonton bleiben. (tl)
Fotos: gh3*
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Blick über die Wasserfläche auf das Freibadgebäude
Es ersetzt einen Vorgängerbau aus den 1950ern.
In den Filterbecken am Nordende des Pools soll nicht gebadet werden.
Der Kartenschalter mit Eingangsbereich
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