Schwimmen mit Sandfilter, Baden ohne Chlor: Die Gemeinde Riehen bei Basel hat endlich ihr neues Naturbad. Es ist einer der ersten Entwürfe aus dem Hause Herzog & de Meuron, und vielleicht auch deswegen so ungewöhnlich. Bereits 1979 hatten die Schweizer Architekten den Wettbewerb gewonnen. 35 Jahre später ist das Bad fertig gestellt. Am Pfingstsamstag startete die Badesaison; Mitte Juni wurde des Eröffnungsfest für das Naturbad Riehen gefeiert.
Dabei sollte es nicht von Beginn an ein Naturbad werden – ursprünglich hatten HdM an der Stelle sogar ein Hallenbad mit Outdoor-Pool geplant. Die Idee, dass man anstelle eines konventionellen Bades mit einer mechanisierten und chemischen Wasseraufbereitung ein Schwimmbad mit biologischem Filterkreislauf bauen könnte, hatten die Architekten erst 2007. „Dieser Ansatz wurde von den Bürgern der Gemeinde Riehen öffentlich diskutiert und in einer Abstimmung für gut befunden“, erinnern sich Jacques Herzog und Pierre de Meuron. „Das übliche geometrische Schwimmbecken mutierte zum Badesee – die technischen Maschinenräume und Anlagen verschwanden zugunsten von kaskadenartigen, bepflanzten Filterterrassen. Diesen Ideen folgend und gleichzeitig die hölzernen Basler Rheinschwimmbäder mit ihrer zeitlosen Erscheinung vor Augen, entstand der Gedanke, das Naturbad in dieser lebendigen Tradition der hölzernen ‚Badi’ zu entwickeln.“
Während sich die badeseeähnliche Freibadanlage nach Süden zum Fluss hin öffnet und nur durch eine grüne Hecke begrenzt wird, wird sie nach Westen von einer langen hölzernen Wand zum benachbarten Privatgrundstück abgeschirmt. Diese Umfassungswand aus hellem Lärchenholz schließt an das Eingangsgebäude mit dem Besuchercafé im Osten an und entwickelt sich im Norden und Westen zu einem 200 Meter langen, überdachten Solarium: Hier wurden verschiedene Funktionen wie Liegebänke, Duschen und Umkleidekabinen in die Wand integriert. Auf diese Weise eingerahmt, wird der Badesee in der Mitte der Anlage zusätzlich betont.
„Die ‚nicht-technische’ Zentrale des Bades, die biologischen Wasserklärbecken sind landschaftlich in den Hang auf der anderen Seite der Straße eingebettet“, erläutern die Architekten. „Zusammen mit einigen Angeboten für die Freizeit formen sie dort einen das ganze Jahr über frei zugänglichen Bereich zur Erholung.“ Das Badewasser wird in einem Kreislauf durch Sand gefiltert; Pflanzen am Rande des Schwimmbeckens sorgen für eine natürliche Reinigung. Von seiner ökologischen Reinigungskapazität ist das Naturbad Riehen auf 2.000 Badegäste pro Tag ausgelegt – die erste Saison läuft noch bis Mitte September 2014.
Fotos: Michael Bär
Zum Thema:
www.naturbadriehen.ch
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Gerhard | 01.07.2014 10:58 UhrSchön
Nicht schlecht das Ganze; erinnert ein bisschen an das klassische HdM von früher mit viel Gespür für den Massstab und Detail...