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18.03.2022
La Natura Urbana Berlinese
Natur-Park Südgelände in Berlin gewinnt Carlo-Scarpa-Preis
Seit 1990 vergibt die Fondazione Benetton Studi Ricerche jährlich den Internationalen Carlo Scarpa-Preis für den Garten und würdigt damit landschaftsarchitektonisch herausragende Orte, die gleichzeitig das kulturelle Erbe pflegen. Am 16. März 2022 verkündete die in Treviso ansässige Studien- und Forschungsstiftung die Verleihung der aktuellen Ausgabe des renommierten Preises an den Natur-Park Schöneberger Südgelände in Berlin. Damit ehrte sie nach dem UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich 1997 jetzt zum zweiten Mal eine Parklandschaft in Deutschland. In ihrer Begründung heißt es, das Südgelände stehe für „Natursinn, Erinnerungskultur, Innovation und ästhetische Forschung“, und vermittele eine „besondere Vorstellung von ‚urbaner Natur‘“. Tatsächlich ist das Südgelände alles andere als ein unberührtes, ländlich verklärtes Idyll, sondern ein wild überwuchertes ehemaliges Bahngelände, eine Brache zwischen überwachsenen Gleisen, gezeichnet von langjähriger industrieller Nutzung und anschließendem Verfall.
Als dezentrales Projekt der EXPO 2000 in Hannover wurde das 18 Hektar große, langgestreckte Areal des 1952 stillgelegten Rangierbahnhofs Tempelhof 1999 unter Naturschutz gestellt und als Naturpark geöffnet. Für Planung und Konzept waren unter anderem die Berliner Büros planland und ÖkoCon sowie die Künstlergruppe Odious verantwortlich. Seit dem wird es von der landeseigenen Gesellschaft Grün Berlin entwickelt und bewirtschaftet. Es entstanden Rundwege, Aufenthaltsorte und Gastronomie um die ehemaligen Bahngebäude wie den Wasserturm und die Brückenmeisterei. Die knapp 5.000 Quadratmeter große Lokhalle wird derzeit als Veranstaltungs- und Atelierstandort denkmalgerecht saniert. Es gibt ein breites kulturelles Programm bis hin zu Theater sowie Ausstellungen und Führungen zu Stadtnatur, Artenvielfalt oder Eisenbahn- und Technikgeschichte
Die Jury würdigte mit der Preisvergabe das besondere Naturverständnis Berlins und das Südgelände als „Brücke zwischen Ökologie, Kunst und städtischer Kultur“. Sie spannte aber zugleich den thematischen Rahmen noch weiter, denn das Parkgelände sieht sie auch als Teil eines Biotopverbunds und Keimzelle eines Freiraumsystems zur Nutzung und Erholung, das über acht Kilometer linear in nord-südlicher Richtung durch Berlin verläuft und dabei Orte und Teilräume wie den Gleisdreieckpark, das Tempelhofer Feld oder den Schönholzer Güterbahnhof durch rad- und fußgängerfreundliche Wegeverbindungen vernetzt.
Kern der Auszeichnung ist eine wissenschaftliche Studie zur preisgekrönten Landschaft, die eine ausführliche Dokumentation zu Entwicklung und Geschichte des Ortes, fotografische und wissenschaftliche Essays, Interviews mit beteiligten Akteur*innen sowie einen Dokumentarfilm umfasst. Die Dokumente in englischer Sprache werden ab Mai 2022 von der Benetton Stiftung veröffentlicht. (uav)
Fotos: Marco Zanin
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Südgelände
Schönholzer Güterbahnhof
Park am Nordbahnhof
Landschaftspark Johannisthal-Adlershof
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