Inmitten des Stadtgebiets der südchinesischen Megacity Shenzhen liegt die alte kantonesische Stadt Nantou, die auf 1.700 Jahre Geschichte zurückblickt. Das dicht bebaute Areal verlor mit der Ausweisung Shenzhens als Sonderwirtschaftszone und einer damit einsetzenden rasanten – oftmals ungeplanten – Bautätigkeit am Rande der Legalität viel von seinem ursprünglichen Charakter und der historischen Bausubstanz. Heute gibt es Bemühungen, diesem Wildwuchs entgegenzutreten und Nantou durch Revitalisierungs- und Umbauprojekte attraktiver zu gestalten. Infrastruktur und öffentliche Räume sollen verbessert, historische Gebäude kulturell umgenutzt werden. Damit will man insbesondere die Kreativindustrie in das „urbane Dorf“ holen.
Einer der hier tätigen Akteure ist das Stadtplanungsunternehmen Wancheng Urban Design Research. Es tritt etwa als Bauherrin eines neuen Nachbarschaftszentrums auf, das von Atelier FCJZ (Peking) geplant und 2023 fertiggestellt wurde. Auf einem länglichen Grundstück, auf dem sich bereits zuvor kommunale Dienstleistungseinrichtungen befanden, entstand ein komplexer Bau mit vielseitigen Funktionen. Das Nantou Neighborhood Center nimmt nicht nur Büros sowie Ausstellungs- und Veranstaltungsräume auf, sondern dient insbesondere der Gesundheitsversorgung der Anwohner*innen. In den unteren drei Geschossen sind zahlreiche Räume für medizinische und pflegerische Dienste untergebracht.
Um die unterschiedlichen Nutzungsbereiche zu organisieren, unterteilten die Architekt*innen das rund 2.900 Quadratmeter große Gebäude in vier Volumen – in Anlehnung an die kleinteilige historische Siedlungsstruktur von Nantou. Die einzelnen Baukörper sind durch gassenartig verschachtelte, aber offene Korridore miteinander verbunden, die an einem Ende des Baus in eine skulptural anmutende Freitreppenanlage münden. Mit diesen Treppen und Gängen soll sich der umgebende öffentliche Raum vertikal ausdehnen, so die Planungsidee.
Die Konstruktion besteht aus einem Stahlbetonrahmen und Mauerwerksfassaden. Eine Mischung aus Lochziegeln und geschlossenen Steinen in traditionellen Grau- und Rottönen lässt ein lebendiges, haptisches Fassadenbild entstehen. Mit unterschiedlichen Farbnuancen setzen sich die einzelnen Volumen zudem subtil voneinander ab. Leicht auskragende Obergeschosse unterstützen den Entwurfsgedanken einer vertikalen Stapelung. (da)
Fotos: Tian Fangfang
Zum Thema:
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Ken | 17.01.2024 18:09 UhrEtwas...
Farbe mittels extensiver Begrünung auf den Flachdächern hätte dem ganzen Viertel und seinem Klima gut getan