Solche Grundstücke sind in London wahrlich selten: In der nordwestlichsten Ecke des sieben Hektar großen South Park im Stadtteil Fulham stand eine alte Pförtnerloge von 1903, in der einst ein Beamter den Zugang in die ummauerte Grünanlage überwachte. Seit den 1980er-Jahren stand das Häuschen leer, und auch von den Gewächshäusern, in denen ursprünglich Obstbäume gezüchtet wurden, ist keines erhalten. So entstand die Idee, hier ein Nachbarschaftszentrum zu errichten, einen offenen Ort, der von Anwohner*innen, Vereinen und Initiativen genutzt werden kann. Zudem sollte auch eine Kita integriert werden.
Das Londoner Büro
Mæ griff beim Entwurf auf die architektonischen Strukturen der Gewächshäuser zurück und entwickelte ein zusammenhängendes Ensemble aus länglichen Gebäudekörpern. Diese öffnen sich zur Umgebung durch verglaste Erdgeschossfassaden oder hohe Pultdächer, deren Fensterbänder sich wie Periskope über die historischen Parkmauern richten. Die Räumlichkeiten teilten die Architekt*innen in zwei Bereiche auf: die multifunktionalen Veranstaltungsräume mit ihren insgesamt 525 Quadratmetern und das Café auf der einen Seite, die 143 Quadratmeter große Kita und ihre Nebenräume auf der anderen Seite der Anlage. Im alten Pförtnerhäuschen blieben die kleinen Räume erhalten, hier könnte das „Sand‘s End Arts and Community Center“ – wie das Nachbarschaftszentrum heißt – vielleicht einmal Kunstunterricht oder ähnlich Kreatives stattfinden lassen.
Die zwei Flügel des Neubaus haben die Architekt*innen so gesetzt, dass in der Mitte eine Abfolge von öffentlichen Räumen entsteht. In der Parkmauer sitzt nun ein großes Stahltor, dahinter liegt ein gepflasterter Vorplatz, der zur Lobby führt. Darauf folgt ein kleiner Innenhof, der sich mit dem Café oder den Veranstaltungen kombinieren lässt und gleichzeitig zum Park hin offen ist. Weil aber bis heute weder die Nutzung noch die Trägerschaft des Nachbarschaftszentrums genau geklärt sind, entschieden sich die Architekt*innen, robuste und nutzungsoffene Hallen zu schaffen, die sich in verschiedenen Konstellationen teilen lassen – und die später auch noch umgebaut werden könnten. Entsprechend spartanisch wie nutzungsoffen ist auch der Innenausbau.
Das gesamte Gebäude entwickelten Mæ aus möglichst klimafreundlichen Materialien, vor allem aus Holz und Recycling-Ziegeln. Dabei verwendeten sie Sperrholzplatten und CLT-Träger, wobei zur einfachen Demontierbarkeit Steck- und Schraubverbindungen genutzt wurden. Die Recyclingziegel stammen vom niederländischen Hersteller StoneCycling. Sie haben die selben Eigenschaften wie normale Backsteine, sind aber bis zu 70 Prozent aus Bauschutt gefertigt. In diesem Nachbarschaftszentrum stecken nach Herstellerangaben also insgesamt 28 Tonnen Bauschutt. Mæ Architects entwickelten mit dem Hersteller ein Sonderformat: Von einem bestehenden Typ Ziegelstein ließen sie eine schmale Schicht abschneiden, um dessen raue Innenstruktur offen zu legen. Angesichts des knappen Projektbudgets wurden die Steine um 90 Grad gedreht und auf ihren schmalen Seiten übereinander verbaut, sodass letztlich weniger Ziegel nötig waren.
(fh)
Fotos: Juli Richter, Rory Gardiner, Michael Dillon (Mæ)
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joscic | 22.10.2021 09:01 UhrBrexit
Diese britischen klobigen Steckdosen mit den Schaltern dran sind definitiv ein Grund, warum sie nicht in die EU gehören. Wenn man die dann noch auf die Wand pflastert ist das nicht gerade die feine englische Art.