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27.04.2015

Auf schweren Fundamenten

NS-Dokumentationszentrum in München


Es soll ein neuer Erinnerungsort sein. Am 1. Mai wird mitten in München das NS-Dokumentationszentrum eröffnet, am Vorabend, dem 30. April, findet der Festakt mit Horst Seehofer und Monika Grütters zur Einweihung statt. Der Termin fällt vermutlich nicht zufällig auf den Todestag von Adolf Hitler, auch wenn das NS-Dokumentationszentrum selbst den 70. Jahrestag des Einmarsches der US-Armee als historische Referenz angibt: Dieser Neubau steht auf schweren Fundamenten. Errichtet wurde das Haus auf dem Grundstück der ehemaligen Parteizentrale der NSDAP, nach einem Entwurf des Berliner Büros Georg Scheel Wetzel. Heute strahlt zwischen Karolinen- und Königsplatz ein 22,50 Meter hoher, weißer Würfel, wo 1930 das Palais Barlow von den Nationalsozialisten in das „Braune Haus“ umgetauft wurde. Direkter Nachbar ist der ehemalige Führerbau, in dem heute die Hochschule für Musik und Tanz angesiedelt ist.

Bettina Georg, Tobias Scheel und Simon Wetzel, die 2009 den Wettbewerb für dieses bedeutende, 28,2 Millionen teure Bauprojekt gewonnen hatten, setzen mit ihrer Form der Wiederbebauung dieses historischen Grundstücks einen „asymmetrischen Akzent innerhalb der axialen Platzkonfiguration“. Auf diese Weise wollen sie sich von der bestehenden Topographie lösen, die immer noch durch die Umbauten der Nationalsozialisten geprägt ist. Der Neubau versteht sich als „eine distanzierte Betrachtung des belasteten Umfeldes, der die auf eine axiale Perspektive angelegte Platzkomposition bewusst aus einem anderen Blickwinkel vorführt.“

Die Maße, die Georg Scheel Wetzel dabei wählen sind exakt: 22,50 Meter messen jeweils Länge, Breite und Höhe des Gebäudes, das durch den speziell angefertigten Weißbeton so wunderbar hell strahlt. Weißer Sand und Weißpigment sorgen für diesen aufhellenden Effekt. Wichtiges Detail sind die vertikalen Fenster, der Beton selbst wird nur zu einem Passepartout der Umgebung. Die Lamellenstruktur ermöglicht fokussierte Ausblicke über Eck und bildet gleichzeitig die innere Struktur mit ihren Lufträume nach außen hin ab – wie zum Beispiel das über zwei Etagen hohe Foyer.

Die Fotos zeigen bereits Gestaltung, Ausblicke und Dramaturgie der Innenräume – wie genau aber Winfried Nerdinger, seit Oktober 2012 Direktor des NS-Dokumentationszentrums, die Wechselausstellung der insgesamt 1.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche bespielen wird, durfte bisher kaum jemand sehen – auch nicht die Architekten. In den beiden Untergeschossen sind ein Vortragsraum, die Bibliothek sowie Depots und Lagerräume untergebracht, im fünften Obergeschoss befinden sich die Büros der Mitarbeiter sowie der Direktion – der Blick über München wird sicher hervorragend sein. (jk)

Fotos: © Stefan Müller, Berlin


Zum Thema:

www.ns-dokumentationszentrum-muenchen.de


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