Was hat die Stadt Évreux in der Normandie mit Jimi Hendrix zu tun? Echte Fans des legendären Gitarristen wissen es natürlich, allen anderen sei es verraten: Hier trat Hendrix mit seiner kurz zuvor formierten Band The Jimi Hendrix Experience im Oktober 1966 das erste Mal auf. Auf diese Information stößt ziemlich schnell, wer sich über den kürzlich fertiggestellten Neubau des Musik-Zentrums Scène des Musiques Actuelles d’Évreux SMAC kundig macht, denn ein solch historischer Moment der neueren Rock-Geschichte schreibt sich natürlich in das Gedächtnis einer Kleinstadt ein, noch dazu wenn sie international kaum bekannt ist.
Der Neubau, den das Pariser Büro Hérault Arnod Architectes realisiert hat, zeigt, dass sich Évreux nicht auf alten Lorbeeren ausruht. Mit dem Standort hatten es die Architekten nicht leicht. Das SMAC steht am Stadtrand, zwischen großmaßstäblichen Bauten und direkt neben einem meist leeren städtischen Festplatz. Sein direktes Umfeld wartet noch auf eine landschaftsarchitektonische Gestaltung, die ihm einen angemessenen Auftritt verschafft. Um an diesem vergleichsweise gesichtslosen Ort bestehen zu können, wollten die Architekten das Haus „dicht, skulptural und autonom“ gestalten. Das ist gelungen, auch wenn der glänzenden Form in mancher Hinsicht vielleicht die letzte Finesse abgeht.
Die äußere Hülle ist aber nur eine Seite der Medaille. Spannend wird es im Inneren beziehungsweise bei der Art und Weise, wie Hérault Arnod innen und außen zueinander in Bezug gesetzt haben. Durch den Baukörper legten sie eine holzverkleidete Passage, von dem aus der große Saal mit 600 Stehplätzen, ein Musikclub mit Platz für 150 Besucher, Proberäume, ein Radiostudio und die üblichen Büroräume erreicht werden. Vor allem aber öffnet sich der Durchgang zur Festwiese hin und inszeniert sich hier als frei bespielbare und nutzbare Plattform, die hoffentlich rege und kreativ genutzt werden wird. (gh)
Fotos: André Morin
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