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19.10.2021

Schichtungen in rotem Beton

Musikschule in Brixen von Carlana Mezzalira Pentimalli


Die Stadt Brixen (italienisch Bressanone) in Südtirol überzeugt derzeit mit einem konsequenten Fokus auf architektonische und stadträumliche Qualität. Das Büro Carlana Mezzalira Pentimalli aus Treviso ist dabei an mehreren Projekten beteiligt. Den Wettbewerb für die Stadtbibliothek in unmittelbarer Nähe des Doms gewannen die Architekt*innen bereits 2010. Nach der behutsamen Sanierung des denkmalgeschützten Finanzgebäudes und Teilen des Gerichtsgebäudes entsteht seit 2019 der ergänzende Neubau für die Bibliothek. Auf der Preisträgerliste ganz oben fand sich das Büro auch Ende 2014, als es um einen Entwurf für die Musikschule Brixen ging. Die neue „Wunderkammer“ wurde nun fertiggestellt und gibt ein vielversprechendes Bild innerhalb des Stadtgefüges ab.

Die neue Musikschule ist Teil eines größeren Gesamtkonzeptes für das sogenannte Prielareal. An dieser nördlichen Mündungsstelle in den historischen Stadtkern finden sich weitere öffentliche Einrichtungen wie das Stadtbad Acquarena und eine Kletterhalle namens Vertikale. Zudem soll hier eine neue Tiefgarage entstehen, deren Dach als Parkanlage und Freiplatz abschließt. Das Straßenniveau ist wiederum als attraktiver öffentlicher Raum für Fußgänger gedacht, der in den Stadtkern beziehungsweise in die Freizeit- und Kultureinrichtungen überleitet. Ursprünglich sollte das Musikschulgebäude auch Räume für die Bürgerkapelle Brixen aufnehmen. Ein 2016 geändertes Raumprogramm lagerte das Vorhaben aus und fasst die Spielstätte der Banda Musicale mit Räumen für den Alpenverein in einem eigenen Neubau in der Nachbarschaft zusammen.

Die Musikschule nimmt innerhalb der städtebaulichen Neukonzeption eine zentrale Stelle ein. Mit bis zu 1.400 Einschreibungen jährlich hat die 1961 gegründete Institution eine wichtige Bedeutung innerhalb der Region. Bislang verteilten sich die Räumlichkeiten auf zwei verschiedene Gebäude, die nicht nur kapazitär, sondern auch akustisch, didaktisch und sicherheitstechnisch den Anforderungen nicht mehr gerecht wurden. Der nun ausreichend große und modern ausgestattete Neubau, der netto 9,8 Millionen Euro kostete, präsentiert sich als kompaktes Volumen. Das Erscheinungsbild bestimmen die allgegenwärtige Hülle aus rötlich eingefärbtem Sichtbeton und die Ausbildung der Fassade in mehreren, unterschiedlich hohen Schichten. Der Kern des Gebäudes ist wie eine Burg umfriedet, was einen großen öffentlichen Innenhof schafft – ein Bezug auf archetypische Siedlungsanlagen. Form, Farbigkeit und künstlerische Wandgestaltung des Neubaus entwickeln jedoch eigenes Charisma innerhalb der umgebenden Bau- und Gebirgslandschaft.

Das Gebäude bindet bewusst den urbanen Raum ein und erlaubt eine horizontale und vertikale Erschließung dessen, da sich die Straßenebenen und Zugänge auf den sich gegenüberliegenden Seiten des Innenhofs um 3,75 Meter Geländehöhe unterscheiden. Zudem geht der Name „Wunderkammer“ laut den Architekten Michel Carlana, Luca Mezzalira und Curzio Pentimalli auf die öffentliche Nutzung des Musikgartens im Freiluftbereich zurück. So, wie früher Kunst plötzlich der Öffentlichkeit präsentiert wurde, die sonst zuvor nur wenigen Menschen zugänglich war, wird hier Architektur als Umfeld für die Gemeinschaft verstanden. Das Büro übernahm auch die Projektleitung in allen Entwurfs- und Ausführungsphasen und beteiligte sich am Design der Innenausstattung und des Leitsystems. (sab)

Fotos: Marco Cappelletti


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