Als der Iowa River im Juni 2008 weite Teile von Iowa City überflutete, wurde auch der Campus der Universität in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere das Voxman Music Building, die Heimstatt der Musikfakultät, wurde so stark beschädigt, dass es nicht mehr zu retten war. Jahrelang zog die School of Music daraufhin durch verschiedene Interimsräume. Seit Oktober 2016 ist sie in einem neuen Voxman Music Building – nun nicht mehr am Flussufer, sondern an einer belebten Straßenkreuzung gelegen – wieder unter einem Dach vereint. Entworfen wurde der Neubau, der in diesem Jahr mit dem vom American Institute of Architects verliehenen Education Facility Design Award ausgezeichnet wurde, von LMN Architects (Seattle) unter Mitwirkung von Neumann Monson Architects (Des Moines).
Der neue Standort lässt das riesige, mehr als 17.000 Quadratmeter große Volumen zum Verbindungsglied zwischen Stadtzentrum und Universitätsgelände werden. Dieser vermittelnden Rolle wird auch die Gestaltung des Baukörpers gerecht: Zur Straßenkreuzung hin öffnet er sich mit einer über mehrere Geschosse reichenden Übereckverglasung, sodass das dahinterliegende Atrium zum riesigen Schaukasten wird. Passanten erhalten Einblick in das betriebsame Eingangsfoyer und Treppenhaus, ebenso können sie in die im Obergeschoss liegende und in kraftvollem Rot leuchtende Recital Hall hineinschauen, einen kleinen Konzertsaal mit 200 Sitzen. Hier kragt die Glasfront noch dazu in einer dynamischen Welle über die Straße aus.
Im Gegensatz zur lebhaften Dramatik dieser Ecke kommt der Rest der Fassade gesetzt und ruhig daher – eine sorgfältige Komposition aus in regelmäßigen Abständen gesetzten, vertikal ausgerichteten Öffnungen und weißen, fein strukturierten Terrakotta-Lamellen. Sie stehen in den Fensterbereichen quer, was nicht nur für Rhythmik, sondern ebenso für Sonnenschutz sorgt. So wie die hervorspringende Glaswelle den kleinen Saal architektonisch markiert, ist auch der große, 700 Besucher fassende Konzertsaal durch eine Auskragung der Fassade charakterisiert. Sie stuft unten zur Mitte hin ab und zeichnet sich durch sehr schmale vertikale Fensterbänder aus. Assoziationen zu einem Orgelkasten liegen nah – ein klarer Verweis auf das im Saal installierte Instrument der Bonner Firma Klais Orgelbau, die auch die Orgel für die Hamburger Elbphilharmonie entwickelte.
Im Gebäudeinneren kommt es zu einem harmonischen Zusammenspiel von Raum, Licht und Farben. Eine besondere Herausforderung lag darin, die komplexen räumlichen Bedürfnisse der Fakultät zu erfüllen – neben den beiden Konzertsälen beherbergt der Bau unter anderem noch einen Orgelkonzertraum mit 75 Sitzen, 65 Proberäume, 58 Studios und eine Musikbibliothek. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass all diese Räume akustisch isoliert werden mussten. Die Bandbreite der dabei eingesetzten Schallschutzplatten und Akustikelemente ist beeindruckend und gipfelt im parametrisch designten, „theatroakustischen“ System des Hauptsaals: Die skulptural geformte Decke aus 946 Aluminiummodulen dient nicht nur einem optimalen Klang und einem auratischen Raumerlebnis, in ihr verbergen sich auch Lichttechnik und Sprinkleranlagen. (da)
Fotos: Tim Griffith, Wayne Johnson (Main Street Studio), Adam Hunter (LMN Architects)
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