Das Giebelhaus in der Lübecker Mengstraße 4 ist den meisten Deutschen bekannt: gleichermaßen als fiktiver und als realer Ort. Hier spielt der Gesellschaftsroman „Buddenbrooks“ von Thomas Mann, es war das Wohnhaus der Schriftstellerfamilie Mann und ist heute ein erfolgreiches Literaturmuseum. Es vermittelt Weltliteratur, Lübecker Kaufmannstradition und die Geschichte der Familie Mann in einer Dauerausstellung und in Sonderausstellungen.
Als Museum hat das Buddenbrookhaus jedoch einige Defizite. Die steigenden Besucherzahlen und die wachsende Bibliothek führen es an den Rand seiner Kapazitäten. Es fehlt an museumspädagogischen Räumen, die Ausstellungsräume sind nicht alle barrierefrei, und die Ausstellung muss szenografisch und inhaltlich aktualisiert werden.
Durch den Ankauf des Nachbargebäudes Mengstraße 6 mit Geldern des Bundes wurden die finanzielle Grundlage und der Anlass für einen Umbau geschaffen. Die zwei Häuser mit ihren denkmalgeschützten Fassaden in der UNESCO-Weltkulturerbegeschützten Lübecker Altstadt sollen mit Respekt für die historische Bausubstanz in ein zeitgenössisches Ensemble transformiert werden, das räumlich-funktionalen und technischen Anforderungen eines modernen Museums genügt.
Im Oktober 2017 lobte die Stadt mit der Kulturstiftung der Hansestadt Lübeck einen offenen, einphasigen Realisierungswettbewerb aus, der nun entschieden wurde. Gemäß dem Ziel, „dass Hülle und Inhalt des Museums eine gemeinsame Geschichte erzählen“ sollen, war die gestalterische Neukonzeption der Dauerausstellung wichtiger Bestandteil der Aufgabe. Die Jury, unter Vorsitz von Zvonko Turkali vergab folgende Preise:
- 1. Preis: TMH Architekten – Többen und Mueller-Haagen (Lübeck)
- 2. Preis: DFZ Architekten (Hamburg)
- 3. Preis: DBCO mit BOK + Gärtner (beide Münster)
- 4. Preis: raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung (Frankfurt am Main)
- Anerkennung: Thomas Kupke Architekt + m.o.l.i.t.o.r. (beide Berlin)
- Anerkennung: Konermann + Siegmund Architekten (Lübeck) mit Demirag Architekten (Stuttgart)
Der Siegerentwurf von
TMH Architekten (Lübeck) überzeugte durch seine Einheit von baulicher Intervention und kuratorischem Konzept. Die Jury würdigt das angemessene Verhältnis des Neubaus zu den Bestandsfassaden und einen sensiblen Umgang mit dem Erbe. Im Hof umhüllen die Architekten den Anbau mit einer Backsteinfassade, die in ihrer Materialität das baukulturelle Erbe der Lübecker Altstadt referenziert, jedoch als zeitgemäße Ergänzung wirkt. Sie ist in „Pullovermauerwerk“ ausgeführt, was die monolithische Wirkung der Baukörper subtil unterwandert. Die Vorgaben der Gestaltungsrichtlinie der Lübecker Altstadt nach einer mit roten Ziegeln geschlossenen Dachlandschaft erfüllt der Entwurf, lediglich das Café im obersten Geschoss durchstößt das Dach. Die zentrale kuratorische Idee des Weges vom „Elternhaus zur Menschheit“ übersetzen die Architekten in ein Raum- und Ausstellungskonzept, nach dem der Eindruck der historischen Kaufmannsdiele neu inszeniert und durch einen Rundgang erlebbar wird.
Die zweitplatzierten
DFZ Architekten (Hamburg) verfolgen bei der Konzeption des Anbaus einen skulpturaleren Ansatz. Rück- und Vorderseite des Gebäudeensembles mit den historischen Fassaden stehen in stärkerem Kontrast als beim Siegerentwurf. Den Flachdachanteil der Gebäudes in der Mengstraße 6 diskutierte die Jury kontrovers. Der Raumeindruck der historischen Kaufmannsdiele wird in der neuen Eingangshalle außer durch die Höhe und eine Treppe nicht wiederbelebt.
(df)
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Valentin | 18.04.2018 11:17 Uhr>> - Was - soll das ... <<
weil es vorher schon kaputt war, geht diese unglückliche Klammer schon in Ordnung.