Zeitgenössische Kunst und leerstehende Fabrikhallen gelten als Traumpaar. Ihre Allianz leitet nicht selten die Veränderung ganzer Stadtteile ein. Auch im Düsseldorfer Arbeiterbezirk Flingern, der schon seit einigen Jahren als Zentrum kultureller Aktivitäten bekannt ist, wurde vor kurzem aus den Werksgebäuden einer ehemaligen Glaserei ein neues Ausstellungszentrum: das Museum Philara, in dem die gleichnamige Sammlung des Kunstsammlers Gil Bronner öffentlich präsentiert wird. Den Umbau, der fast zwei Jahre dauerte, planten Sieber Architekten aus Düsseldorf. Dabei loten sie – durchaus typisch für diese Bauaufgabe – die Grenze zwischen notwendiger Veränderung und möglichem Erhalt aus.
Das fast 2.000 Quadratmeter große Hallenensemble ist eine dreischiffige Anlage mit seitlichem Annex, die relativ versteckt im Innenhof einer Blockrandbebauung liegt. Hinter einer unscheinbaren Toreinfahrt öffnet sich ein weiträumiges Areal, auf dem neben den Hallen auch eine erhalten gebliebene Gleisanlage und eine Kranbahn auf die vergangenen Zeiten der Glasfabrik Lennartz verweisen. Generell war es Bauherren wie Architekten wichtig, den ursprünglichen Charakter des Geländes zu bewahren und einen Umbau zu realisieren, der ganz im Zeichen eines „Weitererzählens“ und „Anknüpfens“ an die Atmosphäre und Tradition des Ortes steht.
In die Stahlbeton-Skelettbauweise und die Struktur der Gebäude wurde nur minimal eingegriffen, um ebenso abwechslungsreiche wie übersichtliche Räume für die Präsentation der rund 1.200 Kunstwerke umfassenden Sammlung zu schaffen. Mit einer Höhe von bis zu neun Metern und stimmungsvollem Lichteinfall bietet das kaum veränderte Mittelschiff selbst für sehr große Installationen genügend Platz. Lediglich an seinem nördlichen Ende entstand durch den Einbau einer Zwischenebene eine geschlossene Nische für Konzerte oder Filmvorführungen. In den beiden Seitenschiffen gibt es Kabinette für intimere Präsentationen sowie Raum für die Verwaltung und für ein Café, dessen Name „Glas Lennartz“ eine weitere Referenz an die Geschichte des Hauses ist. An der Nahtstelle zwischen Hauptbaukörper und Anbau bietet eine neue Treppe öffentlichen Zugang zum Dach des Museums, das zum Skulpturengarten werden soll.
Auch mit der Wahl der verwendeten Baumaterialien blieben die Architekten den Setzungen des Bestandes treu: Lichtbänder aus Polycarbonat, Fassadenelemente aus Stahl- und Gitterrostelementen, Fußböden aus Stahlbeton. (da)
Fotos: Stefan Müller
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max | 03.05.2017 16:31 Uhr!!!
krasse, mutige Fassade! top!