Kupfer und polierter Stahl – der markante Dachaufbau ist die auffälligste Neuerung, die Hoskins Architects der Art Gallery in Aberdeen verpassten. Das Kupfer als Bezug zu den Dächern und -kuppeln der schottischen Hafenstadt, die spitz zulaufenden Ecken als eine Art Fingerzeig auf die Stadt. 2009 hatte das
schottisch-deutsche Büro (Glasgow / Berlin), das den Umbau des schottischen Nationalmuseums und des Wiener Weltmuseums realisierte, mit seinem Entwurf den Zuschlag für den Umbau der geschichtsträchtigen Galerie erhalten.
Mehr als 130 Jahre ist das von Alexander Marshall Mackenzie entworfene Gebäude alt, schon in den ersten Jahrzehnten nach seiner Eröffnung wurde es mehrfach umgebaut und erweitert. Dann aber passierte nicht mehr viel. Die Folge: unzählige Lecks, unkontrollierte Luftströme, ausgediente mechanische und elektrische Installationen und unstrukturierte Bewegungen der Besucher, die zwischen Gemäldegalerien, Skulpturenhof, der Gedenkhalle mit Kriegsmemorial und der Cowdray Hall, einem Konzertsaal für Kammermusik, hin- und herwanderten.
Im Auftrag des Aberdeen City Council behoben Hoskins nicht nur die technischen Schäden und schufen verbesserte Lagerflächen für die Kunst, sondern sorgten auch für eine klare Hierarchie zwischen den Ausstellungsräumen. Der umgestaltete Eingangsbereich bietet nun direkte Sicht in den Hof, während graue Holzportale die Übergänge zwischen den Räumen und wiederhergestellten Sichtachsen betonen. Eine Treppe, die durch eine neu gesetzte schmale Öffnung am Rand des Skulpturenhofes führt, verbindet die drei Galerieebenen. Die Ausstellungsgestaltung übernahm das Büro Studioarc (Edinburgh).
Umgerechnet 40 Millionen Euro kostete der Umbau des rund 7.750 Quadratmeter großen Kunstmuseums. Weil das Dach ohnehin erneuert werden musste, entschied man sich neben der Ertüchtigung für eine Aufstockung, in der Räume für Wechselausstellungen als auch eine sogenannte Bildungssuite und ein Café mit Zugang zur Dachterrasse untergebracht sind. Dank einem Glasdach fällt weiterhin Tageslicht in den ebenerdigen Skulpturenhof, gleichzeitig fungiert der Luftraum darunter als eine Art thermischer Schornstein. Zusammen mit Öffnungen, die sich hinter den Holzlamellenverkleidungen verstecken, gibt es passend temperierte Luft in den Galerien – ohne Klimaanlage.
Die grauen Holzportale, die sonst die Galerieräume miteinander verbinden, werden auf dem Dach schließlich zu raumgroßen Schwellen zwischen dem zentralen Raum und der Stadt dahinter. Sie sollen die Aussicht rahmen und auf die Dachterrasse geleiten. (kat)
Fotos: Dapple Photography
schottisch-deutsches Architekturbüro
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