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14.01.2019

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Glanz im Schatten von Venedig

Museumsquartier M9 in Mestre von Sauerbruch Hutton


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Für die meisten Venedig-Besucher ist Mestre nur schnöde Durchgangsstation auf dem Weg in die weltberühmte Altstadt der Lagune. Doch nicht nur die jährlichen Touristenmassen sind Grund dafür, die kulturelle Attraktivität der 1926 mit Venedig zu einer Gemeinde vereinten Industriestadt auf dem Festland zu erhöhen und so die Besucher besser zu verteilen. In erster Linie geht es bei den aktuellen Entwicklungen darum, Mestre für seine 200.000 Bewohner attraktiver zu machen.

Ein zentraler Baustein dieses Ansinnens ist das Museo M9 von Sauerbruch Hutton (Berlin), das Anfang Dezember im Zentrum von Mestre eröffnet wurde. Wobei Museum nicht ganz den Punkt trifft. M9 ist ein kompaktes Quartier, ein Versuch, die historische Stadtstruktur durch Neubauten, Sanierungen, öffentliche Plätze und Wegeverbindungen zu reaktivieren. In ihrer Mitteilung zum Projekt zumindest betonen die Architekten den neu geschaffenen, kleinen Museumsplatz und die diagonale Querverbindung durch den ehemals geschlossenen Block. Diese Diagonale bestimmt die Anordnung der beiden zentralen Neubauten, deren Fassaden sie als Produkt aus dem Büro Sauerbruch Hutton erkennen lassen. Die Architekten kombinierten Sichtbeton und 20.000 Keramikfliesen in 13 Farbtönen, die die teils erdige, teils blasse Farbigkeit der gebauten Umgebung widerspiegeln sollen.

Für insgesamt 110 Millionen Euro entstanden drei Neubauten, vier Bestandsbauten wurden saniert, darunter ein Bau aus dem 16. Jahrhundert, dessen Hof mit einer leichten Konstruktion aus transluzenten Schirmen überdacht wurde und nun als öffentlicher Durchgang fungiert. Anfangs war dieser Bereich noch als Einkaufszentrum konzipiert, realisiert wurden jedoch Coworking Spaces. Restaurants und Geschäfte sollen das Areal beleben, ebenso die Erdgeschosszone des Museumsbaus mit Mediathek, Auditorium, Café und Museumsshop. Eine breite Treppe in rauem Sichtbeton führt in die Obergeschosse des Ausstellungshauses.

Für die Dauerausstellung zur Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert stehen 2.600 Quadratmeter abgedunkelte Fläche in den ersten beiden Obergeschossen zur Verfügung. Unter der Leitung des Büros Grisdainese (Padua) wurde hier in acht Kapiteln eine Menge digitalisiertes Material inszeniert. Originale gibt es nicht zu sehen, was für ein Museum in Italien ungewöhnlich ist. Gegenüber dem interaktiven Spektakel der Dauerausstellung wirkt der helle Raum im dritten Obergeschoss mit seinem Sheddach mehr als beruhigend. Hier können auf 1.400 Quadratmetern Wechselausstellungen gezeigt werden.

Der Entwurf geht auf einen geladenen Wettbewerb mit sechs Teilnehmern zurück, der bereits 2010 entschieden wurde und in dem sich die Architekten unter anderem gegen David Chipperfield Architects und Souto de Moura Arquitectos durchsetzen konnten. Auftraggeberin des Projekts ist die Fondazione di Venezia, eine Sparkassenstiftung, die die Region fördert. (gh)

Fotos: Alessandra Chemollo


Video:


Die Videoreihe ARCHlab ist eine Koproduktion von BauNetz und Prounen Film, mit freundlicher Unterstützung des Goethe Instituts und der Firma GIRA. Alle Videos sind wahlweise in Originalfassung oder mit deutscher und englischer Synchronisation abrufbar.

Zum Thema:

Eine ausführliche Kritik des Projektes gibt es im aktuellen Heft der Bauwelt.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

so ein archi | 16.01.2019 10:47 Uhr

Immer das gleiche

Zur üblichen SH-Fassade fällt mir nur ein: Wenn dein einziges Werkzeug ein Hammer ist ist jedes Problem ein Nagel...

3

... | 15.01.2019 09:49 Uhr

grauenhafte

Fassadengestaltung

2

Reto | 15.01.2019 09:31 Uhr

Es muss ein Sauerbruch sein!

@Klaus: nunja, der Auftrag wurde ja nach einem geladenen Wettbewerb vergeben. Somit muss schon zur Einladung der Wunsch bestanden haben einen "echten" Sauerbruch/Hutton zu bekommen - und da ist er nun. Deine Kritik finde ich aber berechtigt. Es wirkt als Fremdkörper, der keinen Bezug zur Umgebung aufnimmt. Als öffentliches Gebäude/Museum darf es auch durchaus ein "Kracher" sein, aber ich vermisse auch die gestalterische Qualität. Die Zutaten scheinen mir nicht zusammen zu passen und wirken wie ein liebloses Konglomerat an Fenstern, Materialien und Formen. Normalformatige Fenster beißen sich mit einem schrägen Fensterschlitz und die hochgezogene Ecke am Eingang - mag sie sich auch aus der Lage einer Treppe darüber ergeben - wirkt sehr unglücklich. Fazit: eigentlich ein Gebäude zum Vergessen.

1

Klaus Zahn | 14.01.2019 16:24 Uhr

Ortsidentität versus Architektenranking?

Dass es sich um Venedig (Mestre) handelt erschließt sich nicht. Dass es sich um einen Sauerbruch handelt erschließt sich dem Betrachter auf den ersten Blick - muss das sein?

Was ist die Absicht des Architekten? Geht es um Venedig? Die historische Stadt? Um Erkennung der eigenen Marke? Um Marketing?

Will man die historische Stadtstruktur reaktivieren, dann bitte mit den Mitteln die ortstypisch bzw. ortsbildprägend waren oder sind und diese zeitgemäß neu interpretieren und Form, Materialität, Proportion und Maßstäblichkeit beachten.

Schade drum.

 
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Das Museo M9 in Mestre ist ein kompaktes Museumsquartier, das die historische Stadtstruktur durch Neubauten, Sanierungen und öffentliche Plätze reaktivieren möchte.

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Sauerbruch Hutton kombinierten Sichtbeton und Keramikfliesen in 13 Farbtönen, die die teils erdige, teils blasse Farbigkeit der Umgebung widerspiegeln.

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Der Hof einer Kaserne aus dem 16. Jahrhundert wurde mit transluzenten Schirmen überdacht und als öffentlicher Raum aktiviert.

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Eine breite Treppe in rauem Sichtbeton führt in die drei Obergeschosse, in denen Dauer- und Wechselausstellungen zur Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert gezeigt werden.

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