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29.11.2018
Ein Kloster für die Kunst
Museumserweiterung von Thomas Phifer bei Washington
Fast eine Verzehnfachung der Fläche in etwas mehr als zehn Jahren, das muss man erst mal schaffen: Das Glenstone-Museum nordwestlich von Washington beruht auf der Sammlung des Milliardärs Mitchell Rales, der 2006 eines der letzten Gebäude des 2009 verstorbenen New-York-Five-Mitglieds Charles Gwathmey eröffnen konnte. Gwathmey war mit seinem betont geometrischen Museumsbau zumindest bei diesem Projekt den ursprünglichen Ideen der Gruppe ziemlich treu geblieben. Thomas Phifer and Partners (New York) haben die Anlage nun um mehre Neubauten erweitert, die insgesamt rund 22.000 Quadratmeter Platz bieten.
Bezeichnet wird der eigenständige Neubau als „the Pavilions“, und tatsächlich verheißt der Lageplan für den neuen Haupttrakt genau das: Eine Ansammlung freistehender Baukörper, die in einer sanft-hügeligen Landschaft um ein Wasserbassin herum angeordnet sind. Wer nun allerdings an gläserne Volumen denkt, den überraschen Phifer und sein Team. Sie arrangieren nämlich monolithische Blöcke, deren Hüllen aus vorfabrizierten Betonelementen bestehen. So ergibt sich ein mauerwerkartiges Fugenbild, das an das ursprüngliche Gebäude denken lässt. Dieses befindet sich etwa 100 Meter entfernt auf dem weitläufigen Gelände und wird in Zukunft für temporäre Ausstellungen genutzt.
Ein Fokus auf die Landschaft prägt auch das neue Gebäude, das man im Normalfall von einem im Wald versteckten Parkplatz zu Fuß erreicht. Der Spaziergang führt durch saftig-grüne Hügel, bis sich in einiger Entfernung die grauen Betonkuben als bewusster Kontrast zu den geschwungenen Formen abzeichnen. Nicht zuletzt, weil hier zahlreiche Arbeiten im Außenraum zu entdecken sind, erinnert Glenstone an berühmte Vorbilder wie das Kröller-Müller Museum in Otterlo. Man betritt die Erweiterung schließlich auf dem oberen Niveau und nimmt eine Treppe nach unten ins teils eingegrabene Hauptgeschoss. Erst dann erkennt man, dass es sich bei der Erweiterung im Grunde um eine klosterartige Anlage handelt: Um einen Innenhof mit dem bereits erwähnten Bassin führt ein verglaster Kreuzgang, von dem wiederum die Galerien abgehen.
Für die Kunst stehen im neuen Gebäude rund 5.000 Quadratmeter zur Verfügung, wobei jede der Galerien nur eine einzige großformatige Installation enthält. Die restlichen Flächen teilen sich auf die heute bei Museen üblichen Funktionen auf, wobei das Glenstone mit seinem stattlichen Verwaltungstrakt hier weniger wie ein Privatmuseum auftritt, sondern eher an eine große Institution denken lässt. Dazu passt, dass Rales kürzlich noch weitere benachbarte Grundstücke erworben hat, mit dem Ziel, seine Museumslandschaft noch zu vergrößern. (sb)
Foto: Iwan Baan, Courtesy Glenstone Museum
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