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17.11.2008
Mein Leben
Museumserweiterung von Gehry in Toronto
Anlässlich der feierlichen Wiedereröffnung der Art Gallery of Ontario (AGO) gab es drei Tage lang freien Eintritt zum gesamten Gebäude, dessen nun fertig gestellte Erweiterung von Frank O. Gehry entworfen wurde. Gehry, der 1929 unter dem Namen Ephraim Goldberg in Toronto geboren wurde, realisiert damit das erste Gebäude in seiner Heimatstadt. Die Wiedereröffnung lockte Tausende Gäste an, vor dem Eingang bildeten sich lange Warteschlangen.
Die Umgestaltung hat über vier Jahre gedauert (siehe BauNetz-Meldung vom 2. Februar 2004) und insgesamt 179 Millionen Euro gekostet – die Gelder für den Neubau stammen aus privaten Spenden an das Museum, denn wer einen Star-Architekten wie Frank Gehry präsentieren kann, der bekommt auch private Gelder für die Realisierung.
Dabei zeigt sich Gehrys Entwurf im Verhältnis zu den vorhandenen Gebäuden vergleichsweise zurückhaltend. Zwar legt er entlang der Straße eine 200 Meter lange und 23 Meter hohe und spielerisch gebogene Fassade aus Glas und Holz. Diese formt nun den neuen Eingang an der Dundas Street, sie bleibt aber auch transparent genug, um die dahinter liegenden Altbauten – speziell bei nächtlicher Beleuchtung – weiterhin präsent zu lassen. Darüber hinaus vereinfacht dieser neue Gebäudteil den Zugang zu den Bestandsgebäuden dahinter.
Hinter dem alten Ensemble hat Gehry einen bläulich schimmernden Turm errichtet, dessen abstrakte, flächige Fassade aus Titanstahl und Glas zu den zweigeschossigen Bestandsgebäuden einen klaren Abstand schafft und keine Geschosshöhen mehr erkennen lässt. Im Turm befindet sich neben einem Veranstaltungsraum vor allem das neue „Center for Contemporary Art“. Insgesamt wurden die Ausstellungsflächen um beinahe die Hälfte vergrößert, in den 110 Galerien werden 4.000 Kunstwerke ausgestellt, darunter „Das Massaker der Unschuldigen“ von Rubens. Architektonisches Prunkstück sind die inneren Verbindungen der alten und neuen Gebäudteile, die Gehry mit einer spektakulären Wendeltreppe inszeniert hat – durch das neue Glasdach des viktorianischen Walker Court-Gebäudes führt diese hinauf zum neuen Center for Contemporary Art und bietet dabei eine grandiose Aussicht über die Stadt. Die New York Times ist jedenfalls voll des Lobes: „Ein Lehrbuch-Beispiel, wie Architektur respektvoll gegenüber der Vergangenheit sein kann, ohne sich ihr zu beugen.“
„Ich wollte etwas schaffen, das Toronto widerspiegelt und die Nachbarschaft aufnimmt“, sprach Gehry zur Eröffnung. „Ich bin stolz darauf und ich glaube, Toronto wird es auch sein.“ In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa blickte Gehry noch weiter zurück: „Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen, bis ich 17 war – damit ist ein Haufen emotionales Zeug verbunden. Meine Großmutter lebte hier nur die Straße runter. Sie ging immer zu so einem kleinen Schreiner um die Ecke und holte die Holzabfälle. Und dann setzte sie sich mit mir auf den Boden und wir bauten Häuser und Städte und solche Sachen. Ich weiß nicht, warum sie das gemacht hat, aber es ist mein Leben geworden.“
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