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10.05.2023
Auf einen Drink in die Rotunde
Museumserweiterung in Xi’an von Neri&Hu
Große Museen sind nicht selten über viele Jahrzehnte hinweg gewachsene Gebilde, denen irgendwann der größere Zusammenhang fehlt. Dann muss eine Neuorganisation her und oft auch ein neues, als einprägsame Adresse dienendes, Eingangsgebäude. Das berühmteste Projekt dieser Art ist die Pyramide des Louvre, die I.M. Pei in den 1980ern in Paris schuf. Ein jüngeres Beispiel wäre die James-Simon-Galerie von David Chipperfield Architects in Berlin. Sie wird nach der Umsetzung des Masterplans Museumsinsel zukünftig nicht nur einem, sondern gleich vier Museen als Eingangsgebäude dienen.
In China mit seinen zahllosen jungen Kulturbauten sind solche Projekte hingegen noch vergleichsweise rar. Nun haben Neri&Hu (Shanghai) in der Provinzhauptstadt Xi’an allerdings eine Erweiterung fertiggestellt, die hinsichtlich ihres Programms an solche Vorgänger anknüpft. An den östlichen Eingang des Qujiang Museum of Fine Arts setzten sie eine Rotunde von eindrücklicher Prägnanz. Der Anbau greift tiefer in den Bestand ein, als es seine drei oberirdischen Geschosse zunächst erwarten lassen. Insgesamt entstand eine Bruttogrundfläche von rund 2.000 Quadratmetern.
Das Museum im namensgebenden Qujiang New District liegt in prominenter Nachbarschaft zur Großen Wildganspagode aus dem 17. Jahrhundert, die zum UNESCO-Weltkulturerbe Seidenstraße zählt. Es versammelt mit die ältesten historischen Wandbilder des Landes sowie Schmuck und Kunsthandwerk. Hinzu kommen Sonderausstellungen, die teilweise auch westlichen Künstler*innen gewidmet sind. Außerdem gehören Forschung und Restaurierung zu den Tätigkeitsfeldern des Museums. Was nach einer öffentlichen Institution klingt, ist allerdings effektiv eine Privateinrichtung, die eine Hotelgruppe verwaltet.
Die Architekt*innen konzipierten eine vierteilige Erweiterung, die aus einem eingegrabenen Sockel, einem abgesenkten Erdgeschoss und der darüber liegenden Rotunde mit Umlauf und Amphitheater besteht. Vom Eingang führen Rolltreppen in die Tiefe, wo sich der Übergang zum Bestandsgebäude befindet. In den unteren Geschossen gibt darüber hinaus kommerzielle Funktionen, während oben in der Rotunde eine Bar auf Besucher*innen wartet. Insbesondere in der Abendsonne sticht dann der leuchtende Farbton der Fassade aus rotem Travertin ins Auge. Wer möchte, kann dann darüber sinnieren, ob man sich in einem späten Echo der Stockholmer Stadtbibliothek von Gunnar Asplund befindet. (sb)
Fotos: Zhu Runzi, Studio Fang
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